Mai 2020
Wann werde ich endlich lernen dass Zahlen Schall und Rauch sind und aufhören mich auf „leichte Touren“ zu freuen?
Wahrscheinlich nie, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Beim Zusteigen von der Wochenbrunner Alm Richtung Kübelkar bin ich jedenfalls noch frohgemut. Ich habe das Gefühl dass meine Kondition einen Hauch besser geworden ist, auch wenn Sprinter nur ein kleiner Punkt in der Ferne ist. Bis zum Kar geht es gut, dann kommt der wirklich mühsame Teil – Blockgelände, Schneefeld, Schotterreise. Die Schotterreise steilt sich immer mehr auf, bis wir am höchsten Punkt sind habe ich in den Vierfüßlergang gewechselt. Nicht sehr fotogen aber hilfreich.
An diesem Punkt trennen uns nur mehr wenige Meter und ein Schneefeld vom Einstieg, aber der Schnee ist weich genug und kein Problem.
Wie üblich steigt Sprinter die erste Länge vor. Niedlich schaut sie aus, eine Rinne, der Stand in Sichtweite.
So niedlich ist sie aber gar nicht, weswegen ich die nächste Länge gerne nochmal Sprinter überlasse. Nach dieser, der zweiten Länge, die so verlockend mit 4+ bewertet wird, ist klar: nix mit vorsteigen, nix mit freuen, nix mit leicht. Während man über Schwierigkeitsbewertungen noch streiten kann ist eines offensichtlich: der Fels ist Müll, die Absicherung mager.
Die folgenden Längen sind nicht spektakulär, zumindest was die Kletterei angeht. Schwerer zwar als erwartet, vor allem aber machen sie wenig Spaß da die Hauptherausforderung der Fels ist. Schöne Klettermeter gibt es kaum, meist ist man einfach froh wenn man irgendwo drauftritt und es hält.
Damit auch ja keine Freude aufkommt hat sich mittlerweile auch das Wetter verschlechtert. „In Tirol bleibt es trocken“ hat es geheißen, den Zusatz „außer im Kaisergebirge“ haben wir wohl übersehen... Wobei, es regnet nicht, nein, kleine weiße Futzel blasen mir ins Gesicht. Es ist heute, am letzten Tag im Mai, wohl einfach zu kalt zum regnen.
Bis wir zur Schlüsselseillänge kommen bin ich so durchgefroren dass ich meine Finger nicht mehr spüre, was eher unpraktisch ist. Diese Seillänge ist, verglichen mit der zweiten, zumindest halbwegs abgesichert und auch nicht schwerer zu klettern.
Noch eine recht nette Schrofenausstiegslänge, dann stehen wir in luftiger Höh´.
Abstieg: Eines der positivsten Dinge der Tour: die Abseilpiste hat man am Ausstieg praktisch vor der Nase. Sie ist mittlerweile nicht mehr grün sondern rot markiert. Man kann mit Einfachseil 10x oder mit Doppelseil 5x abseilen. Wir haben ein Doppelseil, machen die ersten zwei Abseiler aber stückweise da nach dem ersten Abseiler ein starker Linksdrall angesagt ist.
Es folgt ein langer, teils überhängender Abseiler, der leider weniger gut markiert ist, ein weiterer langer Abseiler hinunter in flacheres Gelände, noch ein langer Abseiler und dann ein kurzer. Der kurze deswegen, weil wir vom letzten Stand nicht nur in die Schlucht sondern auch über das Schneefeld mit Abbruch seilen wollen.
Der weitere Abstieg bis zum Wanderweg gestaltet sich dann erfreulicher als befürchtet. Der Schnee hat mittlerweile die richtige Konsistenz um, wie Sprinter es nennt, „hinunterzugliden“ und wir suchen uns ein Schneefeld um genau das zu tun.
Fazit: diese Tour hat mir nicht gefallen. Nichts gegen schrofige Passagen, aber 10 Seillängen lang Bruch muss auch nicht sein. Der Kombination schlechter Fels + schlechte Absicherung + kaiserliche Schwierigkeitstiefstapelei + mühsamer Zustieg stehen nur ganz wenige nette Kletterstellen gegenüber. Alpinneulinge die gerade mal den unteren 5. Grad beherrschen sollten hier nicht einsteigen. Positiv ist der Gipfelausblick (den man aber quasi überall im Kaiser hat) und die Abseilpiste, die allerdings beim zweiten Mal deutlich mehr Spaß machen dürfte.
Fazit Sprinter: Grauen – Grusel – Gänsehaut. Wetter grau, Absicherung zum Gruseln und richtig kalt. Die idealen Zutaten für diese Tour. An einem schönen Tag würde man sich wahrscheinlich ärgern – so war es „Training“ (würde wahrscheinlich ein Bergführer sagen).
Der Fels ist echt so gut wie nirgends gut. Die Absicherung besteht aus Eigenbau-Bolts mit Silikon zugeschmiert und stammt noch von der Erstbegehung (1994) – auf gut Deutsch: Stürzen verboten! Ein einziger Stand ist mit neuen Bolts ausgestattet und zwei Bolts sind neu (dort wo die Tour rechts direkt daneben verläuft). Die Abseilpiste wurde schon einmal erneuert – wieso dann nicht gleich zumindest ein Bolt an den Ständen mitsaniert wurde ist mir ein Rätsel …
Mit Blick ins Tal verläuft die Abseilpiste ab dem dritten Abseiler immer tendenziell links – ist im oberen Bereich nicht immer gleich ersichtlich.
Der Abstieg ist (mit den Schotterreisen) gemütlich.
Die Tour lohnt nicht und ist eher als gefährlich einzustufen. Dafür ist sie auch nicht schön.
Topo: bergsteigen.com
Mai 2020
Zwei Wochen nachdem uns der Regen quasi von der „RWI“ in die „Entdeckungsreise“ gespült hat stehen wir schon wieder am Wandfuß. Ja, Sturheit ist durchaus eine Eigenschaft die uns als Seilschaft verbindet! Heute sind die Verhältnisse perfekt und wir sind daher auch nicht allein in der Tour, aber die Seilschaft weit über uns klettert offensichtlich behutsam genug um uns nicht mit Steinen zu bombardieren.
Der Einstieg (mittlerweile übrigens ohne Schild) ist ausgesprochen beengt; Kletterzeug sollte man besser ein paar Meter weiter unten anziehen.
Die erste Länge besteht im wesentlichen aus einer Querung, die zwar schwerer ist als sie von unten aussieht, allerdings rückblickend auch leichter als sie sich mittendrin anfühlt. Der Fels ist hier kompakt und rau was das Queren doch etwas angenehmer macht.
Mittlerweile haben wir Nachfolger bekommen, die uns zwar gemütlich aber nicht langsam hinterherklettern, somit habe ich netterweise immer Gesellschaft am Stand.
Länge zwei ist so ziemlich genau die Art von Kletterei die ich momentan brauche: leicht, rauer Fels, dazwischen Schrofenkraxelei und Wasserrillenplatten ohne Wasser – super! Ähnlich geht es danach weiter und auch in der Schlüsselseillänge ist es nur kurz schwer (rund um den dritten Bohrhaken).
Danach traue ich mich auch mal denn es scheint, als wären hier die 5er wenig kaiserlich bewertet. Ist auch so, nur ganz am Anfang dieser Länge muss eine Expresse als Griff herhalten.
Die 6. Länge startet mit einer steilen, sehr seltsamen Passage die für mich die bei weitem schwerste der Tour ist. Der Vorsteiger unserer Nachsteiger ist galant und hängt seiner Partnerin eine lange Schlinge in den dritten Bolt (nachdem er mit minutenlang beim Kampf mit dem Überhängchen zugesehen hat). So kann man die Stelle offenbar gut entschärfen.
Nun sind wir auf dem großen Grasband, irgendwo hier sollte sich auch die Abseilpiste befinden (wir haben sie weder gesucht noch gefunden). Zeit für eine Pause, wir lassen die andere Seilschaft vor.
Danach bin ich mutig und steige noch mal vor. Eine sehr interessante Länge... erst gemütlich, dann kommt eine kuriose Passage mit einer fast horizontalen Platte, ein Minikamin und einige steile, grasig – felsige Meter in denen ich mir ehrlich gesagt das erste Mal einen zusätzlichen Bolt gewünscht hätte. Selber absichern muss man in der gesamten Tour sonst zwar nicht wirklich, es ginge aber meistens auch gar nicht.
Während Sprinter nachsteigt kommt uns die andere Seilschaft abseilenderweise schon wieder entgegen.
Die letzte Länge klettern wir abwechselnd (Sprinter rauf, ich lass ihn runter, ich toprope rauf, er lässt mich runter) da man die letzten zwei Längen, ungeachtet der Abseilvariante, sowieso wieder abseilen muss.
Wie beschließen, wieder über die Entdeckungsreise abzuseilen. Erstens aus Rücksicht auf die andere Seilschaft, zweitens, weil die ominöse Abseilpiste offenbar gut versteckt ist und drittens, weil wir ein 70m Einfachseil haben, was laut der Abseilbeschriebung vom Wilden Kaiser Kletterführer leicht ausreichen würde (max. 30m Abseiler), laut bergsteigen aber nicht. No risk no fun gilt beim Abseilen nicht.
Am Grasband kann man gut zur Entdeckungsreise hinüberqueren und mit dem Einfachseil kommt man, bis auf die lange Länge (hier Zwischenstand am Bolt machen) gut hinunter.
Fazit: hat mir richtig gut gefallen! Eine Wohlfühltour, fast nie richtig schwer, in den kompakten Passagen ist der Fels rau, die weniger kompakten sind zu verschmerzen; Zu- und Abstieg verglichen mit den Kopfkraxentouren human. Zwei Wermutstropfen: die nicht ganz klare Abseilsituation und der Steinschlag, der, trotz vorsichtiger Mitkletterer, auch diesmal präsent war. Den Gemsen ist es halt ziemlich egal, ob da grade wer in der Wand ist, und was sie da lostreten ist oft so groß, dass auch der Helm im schlimmsten Fall nichts mehr nützt. Ansonsten: empfehlenswert!
Fazit-Sprinter: in der ersten Länge hat man Kaiser-Reibereien vom feinsten. Glatt auf den ersten Blick – beim genaueren Hinsehen löst sich alles wunderbar auf. Augen auf gilt auch bei einer Passage in Länge zwei. In der letzten Länge dann noch eine sehr interessanten Querung – fertig. Richtig schöne und auch sehr gutmütige Tour mit sehr angenehmer Absicherung – zusätzliches Material nicht notwendig. Hat mir von den Touren an der Multerkarwand am besten gefallen. Lohnt!
Topo: Kletterführer Wilder Kaiser oder bergsteigen.com
Mai 2020
Warum klettert man eine patschnasse Tour im Kaisergebirge bei Nieselregen?
Vielleicht weil man:
- dem Wetterbericht geglaubt hat (sonnig, im Laufe des Nachmittags Regen möglich)
- um halb sechs (an einem Sonntag!) aufgestanden ist (trocken)
- eine Stunde mit dem Auto gefahren ist (paar Tröpfchen)
- eine Stunde zugestiegen ist ( Nieseln)
- eine halbe Stunde unter einem tropfenden Baum auf die vom Regenradar
versprochene Wetterbesserung gewartet hat (Schnürlregen)
- schließlich durchnässt und verfroren 20 Minuten mühsam zum Wandfuß
aufgestiegen ist (paar Tröpfchen)
- dort unter einem Felsvorsprung immer noch auf Wetterbesserung gewartet hat
(leichtes Nieseln)
- dann die Entscheidung „einsteigen“ aus purer Ratlosigkeit fällt (immer noch leichtes
Nieseln)
Geplant war ja die RWI, aber es ist klar dass bei diesen Bedingungen maximal eine leichte Tour überhaupt machbar ist.
Die Entdeckungsreise ist auch ganz in der Nähe der RWI; es ist die rechteste Tour in der Wand. Den Rucksack lassen wir beim Einstieg, da bleibt er wenigstens trocken.
Es ist bitter, diese Tour wäre wie geschaffen für mich, aber ich muss einsehen dass „tropfender Fels“ ein komplett neuer Schwierigkeitsgrad für mich ist. Wir hoffen dass wir überhaupt ein paar Meter klettern können sodass vorerst Sprinter vorsteigt.
Die erste Länge ist unten trocken da unter einem Felsvorsprung, oben kommt dann eine geneigte Wasserrillenplatte die ihren Namen grade sowas von verdient hat. Das Magnesia haben wir sowieso im Rucksack gelassen, auf Reibung ansteigen kann man auch vergessen. Die Passage ist mit 5 bewertet, für Kaiserverhältnisse ausgesprochen leicht; ich bin mir sicher dass ich sie trocken ohne Probleme klettern könnte, aber nass ist es unmöglich.
Es folgen zwei 3er Längen die ganz nett sind, aufpassen muss man aber nicht nur wegen der Nässe sondern auch weil hier nur ungefähr jeder zweite Stein bombig hält.
Die Schlüsselseillänge ist, juhu, eine Wasserrillenplatte....
Es ist immer noch fetznass, tröpfelt aber nur mehr leicht und am Himmel gibt es Stellen wo die Wolken nicht mehr ganz so dicht sind.
Bis jetzt haben wir uns eigentlich ganz gut geschlagen und die Platte scheint gut abgesichert zu sein.
Zwar schafft es Sprinter diesmal auch nicht ohne Schummelei , aber auch diese Stelle wäre trocken absolut schaffbar.
Am Stand registrieren wir erfreut dass nun auch endlich das Tröpfeln ein Ende hat, ich hoffe auf ein paar sonnige Minuten, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Nun kommt eine 4er Länge, sie ist kurz, steil, feucht, aber immerhin mit besserem Fels als die leichten Längen unten. Die 2er Länge danach darf endlich ich vorsteigen. Kurze Miniwasserrillenplatte mit einem Bolt, dann gerade hinauf über ein schrofiges Band. Den Stand finde ich mehr durch Zufall, er ist oben wo schon wieder Kletterei gefragt ist. Nicht unbedingt ganz logisch, mir aber egal denn während ich die Länge klettere passiert das Wunder: die Wolken reißen auf, und binnen Sekunden steigen die Temperaturen gefühlt um 20 Grad. Das zweite Wunder: hier ist der Fels so trocken als wäre nie was gewesen. Sehr schräg.
Sprinter steigt nach, hinter ihm ein Nebelmeer das uns noch eine Weile begleitet.
Die letzten zwei Längen entlohnen uns für die nassen Stunden davor: zwei 5er Längen, die erste noch leichter, die zweite sehr anhaltend 5+, trockener, meist kompakter Fels, strahlender Sonnenschein, Herz was willst du mehr?
Abstieg: vom letzten Stand sieht man einen Bohrhaken der Ausstiegslänge die zum Fußabstieg führt. Der kommt für uns aber nicht in Frage da auch die normalen Schuhe im Rucksack sind (wir hätten ehrlich gesagt gar nicht gedacht dass wir so weit kommen....). Der Fußabstieg ist unter normalen Umständen sicher die zwar längere, steinschlagtechnisch aber empfehlenswerte Variante.
Aus genannten Gründen seilen wir ab, und zwar über die Tour, was ausschließlich nur dann eine Option ist wenn sicher niemand in der Tour und im Einstiegsbereich ist. Der Berg verliert auch ohne Zutun genug Steine, man sollte hier wirklich kein Risiko eingehen. Es gibt zwar unten dann eine eigene Abseilpiste (für RWI, Entdeckungsreise und Kunterbunt), aber da wir sowieso zum Einstieg müssen bleiben wir in der Tour. Es ist etwas mühsam, die ersten Längen seilen wir Stück für Stück ab weil der Verlauf nicht schnurgerade ist und wir beim Seilabziehen auch nicht wieder ein Stück Seil opfern wollen wie in der „Lederle“, die letzten 5 Längen gehen dann ganz gut.
Fazit: Das Nassklettern war eine ausgesprochen interessante Erfahrung. Immerhin sind wir jetzt gut vorbereitet falls wir einmal in ein Gewitter kommen und ungewollt bei Regen klettern müssen. Die Entdeckungsreise wäre eine Tour ganz nach meinem Geschmack; nicht zu schwer, mit ein paar alpinen Passagen und doch recht gut abgesichert. Der Fels trocknet offenbar enorm schnell; beim Abseilen war der untere Teil, der beim Klettern geschwommen ist schon total trocken. Ich würde bei einer Wiederholung wohl eher den Fußabstieg gehen, der das Gesamterlebnis sicher besser abrundet als die Abseilerei.
Für mich eine nette Tour, weniger anstrengend als alles andere was ich in diesem Gebiet kenne.
Einziges richtiges Manko: der Steinschlag, der uns schon beim Zusteigen einen fußballgroßen Brocken vor die Füße geworfen hat.
Fazit-Sprinter: Bei normalen Bedingungen würde ich in diese Tour nicht einsteigen. So war es ein Alternativ-Programm zum „auf schönes Wetter warten ...“. Dafür durften wir abseilen :-) Auch wenn es anders klingt: der Fußabstieg ist nur für Menschen die wirklich gerne gehen – ist noch ein ganzes Stück! Als lohnend würde ich diese Tour nicht beschreiben – für uns war es aber aus den genannten Dingen ganz O.K. - und schaden kanns ja auch nicht, wenn man klettern auf pitschnassem Fels zumindest ein bisschen gewohnt ist. Dafür war extremst wenig los – wir sahen eine Seilschaft zusteigen und einen Wanderer – das muss man in diesem Gebiet mal schaffen!
Topo: markus-stadler.de
September 2019
Dass ich in den Genuss des „Opa Highway“ komme liegt daran dass wir unsere ursprünglich geplante Tour, die „Clear Water“, nach der ersten Länge abbrechen (was wiederum daran liegt dass ich schon in dieser 5er Länge komplett schlappmache....).
Alle anderen machbaren Touren an der Kopfkraxe hatten wir schon, bleibt nur der „Opa“, den Sprinter schon kennt.
Die ersten zwei Längen steige ich vor (und nur diese), es sind zwei Längen die trotz der niedrigen Schwierigkeiten untypisch gut gesichert sind. Danach gebe ich ab an Sprinter weil ich mir Kaiser - 5er einfach noch nicht zutraue. Und davon kommen jetzt bis zur Schlüssellänge immerhin 6 Stück.
Sind sind allesamt verhältnismäßig (d.h. für Kaiser - Verhältnisse) leicht und ebenfalls gut gesichert, es gibt aber in fast jeder Länge zumindest eine Passage die ein bisschen kniffliger ist.
In der 3. ist es ein glatter Meter hinauf zur Kante.
In der 4. ist nichts knifflig, die plattige Rampe klettert sich gut.
Die Rampe in der 5. Länge wiederum ist verdammt brüchig, was hier im Grunde die Schwierigkeit ausmacht.
Die 6. Länge ist lang und bietet ein buntes Sammelsurium an Herausforderungen. Erstmal Grasgelände, durchsetzt mit brüchigem Fels, dann immer steiler werdend hinauf (bissi anstrengend) und anschließend queren nach rechts (nicht sooo schwer).
Ähnlich Länge 7, noch etwas steiler aber großgriffig, dafür ist die Querung nach rechts diesmal wirklich ein bisschen mühsam.
Kurze Länge 8, mit etwas steilem Start und wieder einer kurzen Linksquerung, dann kommt die Schlüsselseillänge.
Nach 8 Längen (inklusive der Clear Water Länge sogar 9) bin ich nicht nur aufgewärmt sondern eher schon ein bisschen ruhebedürftig.
Aber: ich fokussiere, allein schon deswegen, weil ich auf keinen Fall wieder den Rampenkoller bekommen will. Allerdings muss man sagen dass man von der Rampe gar nicht so viel merkt, je weiter nach oben desto mehr gilt: piazen an der Schuppe. Es wird immer steiler und glatter, aber mit Einsatz meiner letzten Muskelkraft komme ich bis zur Kante, dann muss man ganz kurz nach rechts queren und hier ist auch die schwerste Stelle. Zum Nachsteigen machbar, vorsteigen kann ich mir hier überhaupt nicht vorstellen, da fehlt einfach ein Hauch Struktur am Fels.
Fokus ist auch am Stand gefragt, der ist nämlich unbequem und ausgesetzt, da starre ich mal lieber nur den Fels vor mir an.
Schlüssellänge vorbei, Schwierigkeiten noch lange nicht. Auch in der nächsten Länge heißt´s Zupacken, die Sicherungen sind hier auch gleich mal deutlich dünner gesät als davor und steil ist es immer noch.
Dann stehen wir am Pfeilerkopf (was jetzt dramatischer klingt als es ist), 10 Längen haben wir hinter uns, zwei kommen noch und unglücklich bin ich nicht gerade dass wir uns dem Gipfel nähern.
Jetzt geht´s eine steile Kante hinauf, nicht wahnsinnig schwer aber schon schwerer als die Viererlänge am Anfang (oder mir geht einfach die Kraft aus).
So, endlich die Ausstiegslänge. Wie sehr sich so eine Tour ziehen kann! Aber nicht mal in der letzten Länge ist richtig Zeit zum Durchschnaufen. Queren ist die Devise. Kurz hinauf und dann hinüüüüüber. Gefühlt queren wir die halbe Wand, meist leicht, nur am Anfang und am Ende (speziell da) ist es schwieriger. Der allerletzte Meter ist glatt, man kann also durchaus sagen dass die Tour bis zur letzten Sekunde geklettert werden will.
Abstieg: vom Ausstieg ein paar Meter nach oben (noch am Seil in meinem Fall), dann die Wiese nach rechts queren (im Abstiegssinn) bis man auf den Wanderweg trifft. Immerhin spart man sich so den obersten Teil des ziemlich unsympathischen Abstiegs.
Fazit: wer die Kopfkraxe konditionell und klettertechnisch im Griff hat wird mit den anderen Touren mehr Freude haben. Der Fels ist im Opa Highway nämlich deutlich schlechter als im Rest der Wand, dafür ist die Absicherung aber auch deutlich üppiger. Zum „Herantasten“ an die Kopfkraxe eignet sich die Tour aber recht gut weil sich die Schwierigkeiten in Grenzen halten und man eigentlich nichts selber absichern muss. Die 12 Längen ziehen sich... (fast) nie ganz schwer, aber eben auch fast nie ganz leicht. Alles in allem eine „okay“ Tour, vorausgesetzt man kann mit brüchigem Fels umgehen.
Fazit Sprinter: wenn man schon alles gemacht hat … geht man besser eine andere Tour zum zweiten mal. In dieser Wand in die einzige Tour mit nur einer Länge schönen Fels einzusteigen ist fast ne Schande. Super gesichert, die Standplätze gut positioniert und die Schlüssellänge ist echt gut – das wars dann aber auch schon. Lohnt nur (ganz) wenig.
Topo: bergsteigen.com
Oktober 2018 - ein Versuch
Zwei Tage im Kaiser – der erste Tag höchst erfolgreich mit der Gemini, der zweite soll dann etwas gemütlicher werden. Der Leuchsturm oberhalb der Gruttenhütte ist eigentlich kein Berg sondern der markanteste Turm vom Kopftörlgrat und mit 9 überwiegend leichten Seillängen scheint uns der „Dreierweg“ gut geeignet zum „Ausspannen“.
Wir fahren direkt von Scheffau zur Wochenbrunner Alm, schon am Abend stehen dort erstaunlich viele Autos und als wir morgens um acht starten (ist ja „Ausspanntag“) geht es schon ziemlich rund.
Erst müssen wir zur Gruttenhütte, wir nehmen die rechte Variante (Richtung Gaudeamushütte) die sich im Nachhinein auch als die angenehmste herausstellt. Nach einer guten Stunde sind wir bei der Gruttenhütte. Von dort geht es ins Kar, ein beeindruckender und vorbildhaft markierter Weg durch ein Blockfeld. Wir befinden uns jetzt auf dem Gamsangersteig, ein sehr beliebter Steig der direkt unterhalb vom Grat vorbeiführt. Karawanen ziehen durchs Kar und über den Steig, Kletterer gibt es aber nur zwei andere, und die gehen eine schwerere Tour rechts von uns. Nach einer weiteren mühsamen Stunde stehen wir unter dem Einstieg, der sich 30m über dem Gamsangersteig befindet. Schon bei diesen 30 Metern über Schrofen müssen wir aufpassen keine Steine loszutreten. Sprinter steigt in die erste Länge ein, versteigt sich, klettert zurück, steigt weiter und schimpft über die losen Brocken die herumliegen. Es dauert, dann klettert er wieder ab. Den ersten Stand hat er zwar gesehen, aber die erste Länge ist offensichtlich brüchig und es ist hier fast schon eine Gewissensfrage ob man es riskiert Steine hinunterzuwerfen – jeder Stein landet unweigerlich auf dem Gamsangersteig und bei den Menschenmassen die (unbehelmt) unten vorbeiziehen wäre es fast schon Glück niemanden zu treffen.
Wir drehen also um, Sprinter ist etwas frustriert (er musste ja auch den schweren Rucksack zwei Stunden hinaufschleppen), ich nicht wirklich weil uns schon wieder die Zeit davongelaufen ist. Außerdem: die Umgebung ist auch ohne Klettertour genial!
Fazit: auch dieses Türmchen sollte man nicht unterschätzen, gute zwei Stunden anstrengenden Zustieg und locker drei Stunden Abstieg (vom Ausstieg am Gipfel über den Notweg) sollte man einplanen. Das Gelände im Kar ist klettersteigähnlich, gut mit Drahtseilen versichert aber nicht ganz ohne. Ich bin ja nichts geklettert, der Turm sah aber vielversprechend aus. Durch die Lage über dem Steig sollte man eventuell eher unter der Woche gehen, so minimiert man zumindest das Risiko jemanden zu erschlagen. Wir werden dieses Risiko wohl eher nicht eingehen, dafür gibt es zu viele andere Touren hier die weniger kritisch gelegen sind.
Topo: Kletterführer Wilder Kaiser
Oktober 2018
Die Kopfkraxe oberhalb von Scheffau – fast schon heimelig fühlt es sich an als wir uns an einem perfekten Oktoberwochenende aufmachen um die „Gemini“ zu klettern. Mit 7+ zwar einen Tick zu schwer für mich, trotzdem habe ich ein gutes Bauchgefühl. Der Oktober ist, wenn das Wetter passt, eindeutig der beste Monat für die Touren dort. Die Schneefelder sind endgültig weg, die südseitige Ausrichtung beschert angenehme Temperaturen (im Sommer ist es wie in einem Backofen) und die Länge der Touren ist genau tagesfüllend.
Das wissen nicht nur wir, dutzende Wanderer und Kletterer machen sich vom Parkplatz auf. Es gibt hier zwar deutlich weniger Touren als im Gebiet rund ums Stripsenjoch, trotzdem hoffen wir dass wir die Gemini für uns allein haben. Haben wir nicht, zwei junge Burschen haben den gleichen Plan, wir lassen sie vor und das passt ganz gut, wir kommen uns nicht in die Quere. Alle anderen verteilen sich rücksichtsvoll auf die umliegenden Touren.
Der Einstieg in die Gemini ist rechts neben der Romantica oberhalb einer leichten Rampe. Besser zieht man sich noch unten an. Die erste Länge ist gleich mal eine 7- und außerdem noch im Schatten. Mein Ziel ist, die 6er sauber zu klettern, in den 7er Längen schummle ich mich also ohne schlechtes Gewissen nach oben. Es folgt eine kurze, leichte 5- und anschließend eine lange und durchwegs fordernde 6. Nach einer Gehlänge kommt eine 4 und wieder eine leichte 2er. Nun steht man vor den Verschneidungslängen, so beängstigend schaut das gar nicht aus. Man startet mit einer gut gesicherten 5+, dann kommt die Schlüsselseillänge. Kurz, gut gesichert und nach oben, so ist sie auch für schwächere Nachsteiger (mich zum Beispiel) gut machbar. Die folgende 6er quert um die Ecke und geht dann über einige plattig – bauchige Passagen. Ich finde in dieser Tour die 6er anstrengender als die zwei 7er, weil sie lang und anhaltend schwer sind. Hat man die geschafft ist auch der schwerste Teil der Tour vorbei. Eine weitere Schrofenlänge und dann zwei 5er, der zweite geht sehr fotogen über eine luftige Kante. Man steht nun sehr exponiert auf einem Pfeiler, die nächste Länge führt über den kurzen Grat und dann hinauf. Die letzte Länge, eine 3, ist spürbar die Ausstiegslänge. Deutlich brüchiger als der Rest der Tour geht es zum letzten Stand, einige Meter weiter oben (vom Stand linkshaltend) ist das Wandbuch.
Abstieg: vom Wandbuch einige Meter hinauf, am besten quert man dann waagrecht nach links bis man auf den Abstiegsweg trifft. So ist der obere Teil etwas kürzer. Den unsympathischen Steig nach unten folgend bis zum Wasserfall dauert es eine knappe Stunde, eine weitere Stunde bis zum Parkplatz.
Fazit: Endlich mal wieder eine Tour die perfekt funktioniert hat! Für mich fast die schönste Tour dort, durch die abwechselnd schweren und leichten Längen auch weniger kraftraubend als befürchtet. Die Absicherung ist gut, gelegentlich sind Schlingen hilfreich, Friends haben wir nur zweimal gebraucht. Super Herbsttour in einer traumhaften Umgebung!
Tipp: um diese Jahreszeit sollte man sich auf den Wasserfall als Wasserspender nicht mehr verlassen, bei uns war er staubtrocken.
Topo: bergsteigen.com
Oktober 2018
Die „Dülfer“ ist auch so eine Tour die den ganzen Sommer immer mal wieder Thema war, aber weil sie ja soo kurz ist ( „nur“ 14 SL) wurde sie auf den Herbst verschoben. Ich muss mehr auf mein Bauchgefühl hören, weil ich mir schon im Vorfeld denke dass 14 Kaiserlängen, 2 Stunden Zustieg und der Abstieg von der Fleischbank eigentlich schon ziemlich ambitioniert für Mitte Oktober sind. Laut bergsteigen.com ist der Gesamtzeitbedarf 9,5 Stunden, na gut, bei frühem Start können wir uns vielleicht genug Puffer verschaffen.
Wir schlafen am Parkplatz Griesenauer Alm damit wir wirklich zeitig aufbrechen können. Problem: Wir sind um 5:30 Uhr wach aber es ist noch stockdunkel (komisch…). Um 6:30 starten wir, es dämmert erst langsam aber wir kennen den Weg und bis zur Steinernen Rinne schaffen wir es auch ohne volles Tageslicht. Als wir dort sind ist es hell genug, man kann vom Ausläufer der Steinernen Rinne über einen Steig und anschließend eine felsige Rampe (2) zum Eggersteig gelangen. Der Fels ist feucht, ich hoffe dass er untertags auftrocknet und wir diesen Glibsch nicht nach der Tour wieder absteigen müssen. Nun geht es den Eggersteig hinauf, nicht schwierig aber anstrengend. Nach ziemlich genau 2 Stunden stehen wir unter der Notrufsäule und folgen einem Pfad hinüber bis zum Einstieg. Der Himmel ist jetzt blitzblau, aber die Lage der Tour ist ungünstig, der „Predigtstuhl“ ist im Weg und unser Abschnitt noch im Schatten. Beim Aufstieg war die Temperatur angenehm, jetzt wird uns langsam kalt. Sprinter steigt ein und sucht erstmal eine Zeit nach der Linie die eigentlich logisch ist – die ersten zwei Längen queren die Wand auf einem gut ersichtlichen Band. Weil wir von weiter unten starten ist unsere erste Länge über 60m. Die zweite Länge geht etwas schneller, aber am zweiten Stand sind wir beide durchgefroren. Nun kommt die erste schwerere Länge, weil Sprinter seine Finger nicht mehr spürt legt er jede Menge zusätzliche Sicherungen und braucht wieder ewig. Fröstelnd steige ich nach, und endlich komme ich in die Sonne. Die 4. Länge startet mit einem kleinen Überhang der an den entscheidenden Griffen schon arg abgespeckt ist, der Rest ist dann leicht. Ich schaue auf die Uhr: 11 schon! Wir müssen unser Tempo steigern damit sich das alles ausgeht. Zum Glück kommt ja jetzt eine 4er Länge, da sollten wir etwas Zeit hereinholen können. Nein, können wir nicht…. Sprinter flucht, legt wieder zusätzliche Sicherungen und ist erst nach Ewigkeiten oben. Super 4er Länge… abgespeckt ohne Ende, steil und vermutlich auch in jungfräulichem Zustand eher eine 5.
Die 6. Länge, gut abgesichert, gibt mir nochmal Hoffnung auf schnelleres Weiterkommen, aber irgendwie dauert heute alles ewig. Sprinter ist unschlüssig wohin es gehen soll. Ich bin für: nach unten! Laut bergsteigen.com soll die Kletterzeit 5 Stunden betragen, wir sind nun dreieinhalb unterwegs und haben noch nicht mal die Hälfte geschafft. Auch wenn es erst Mittag ist: hier im Kaiser ist ins Dunkle kommen absolut verboten! Sprinter mault, aber nur kurz, woraus ich schließe dass er auch zumindest leichte Zweifel hat.
Wir seilen also ab, das geht gut weil alle Stände mit Abseilringen ausgestattet sind. Als wir unten sind sehen wir dass unsere Tour bereits wieder in den Schatten kommt, was unsere Frustration etwas mildert.
Fazit: Die „Dülfer“ ist ein Klassiker und dementsprechend an den schweren Stellen abgegriffen. Es gibt eine Basisabsicherung (meist Normalhaken, selten Bolts), die man aber selber noch ergänzen sollte (Friends, Schlingen). Die Schwierigkeitsbewertung ist kaisermäßig knackig. Eine Tour die wir noch komplettieren werden, aber sicher erst nächstes Jahr. Ich denke das Anfang September vermutlich eine gute Zeit ist, dann ist es etwas wärmer und vor allem noch deutlich länger (und früher) hell. 5 Stunden Kletterzeit schaffen hier wohl nur sehr gute Seilschaften. Wir planen beim nächsten Mal die Variante zu gehen um uns die wirklich glatte 4er Länge zu sparen. Die Wand ist im Oktober nur kurz in der Sonne (2 Stunden?).
Topo: bergsteigen.com
September 2018
Die Klettereien oberhalb der Ackerlhütte haben wir schon öfter ins Auge gefasst, wegen des langen Zustiegs schien uns der Hochsommer aber nicht wirklich dafür geeignet. Jetzt, im September, wollen wir für zwei Tage den „Kaiser“ unsicher machen und der Plan wäre: 1. Tag etwas feines, 2. Tag die „Dülfer“ in der Steinernen Rinne. Warum wir die „Rigelekante“ für den feinen Part gewählt haben weiß ich nicht mehr, vermutlich, weil sie nur neun Seillängen hat und nur einmal kurz den 5. Grad erreicht.
Wir starten um halb acht vom Parkplatz Hüttling und es ist herbstlich frisch. Schon bald kommt aber die Sonne heraus, es ist angenehm warm, der Zustieg bis zur Ackerlhütte mäßig steil und die Gegend kaiserlich idyllisch. Nach knapp eineinhalb Stunden sind wir bei der Hütte. Sie ist nur am Wochenende bewirtschaftet und unter der Woche nur für Alpenvereinsmitglieder zugängig. Einkehren wollen wir aber sowieso nicht, wir haben erst einen Teil des Zustiegs hinter uns. Weiter geht es ins Kar, nach etwa 45 Minuten stehen wir unter den schrofigen Felsen. Nun beginnt die Schrofenkletterei, erst der Markierung nach und dann rechtshaltend. Hier ist die Orientierung nicht mehr ganz einfach und offensichtlich wählen wir die falsche Zustiegsrinne, die eher eine 4 ist und keine 2 wie im Führer beschrieben. Wir sind aber nicht die ersten, einige Haken stecken im oberen Teil. Ab hier gehen wir am Seil, für mich als Nachsteiger ist es trotzdem nicht toll, oben geht die Rinne in einen schottrigen Steig über und jede Seilbewegung beschert mir Steinschlag. Nach weiterer Kletterei im 1er und 2er Gelände geht es noch durch einen seichten Kamin und endlich sind wir beim Einstieg. Fast vier Stunden haben wir gebraucht und gefühlt müssten wir eigentlich gleich am Gipfel sein.
Die Klettertour an sich ist genau so wie ich es mag: nicht schwierig, hammermäßige Umgebung, keine Menschenseele außer uns (bis auf eine Seilschaft die nebenan die Westliche Hochgrubachspitze erklettert). Die Standplätze sind alle eingerichtet, dazwischen stecken vereinzelt Normalhaken und ganz wenige Bohrhaken. Das Topo sollte man nicht immer todernst nehmen – man klettert grundsätzlich immer im Bereich der Kante. Die vorletzte Länge sind keine 80m – wir haben ein 60m – Seil und davon ist beim Stand noch ein großes Stück übrig. In der letzten Länge finden wir keine Haken, ist aber nicht weiter schlimm, das Gelände ist nicht schwierig und sehr sicherungsfreundlich.
Abstieg: die Tour endet auf einem Grat, und bevor es ans Absteigen geht müssen wir hinüber auf den Gipfel der westlichen Hochgrubachspitze. Dieser Abschnitt schaut wilder aus als er ist, vorausgesetzt, man ist erprobt im Abklettern. Wir gehen am laufenden Seil (übrigens bis wir wieder im Kar sind) und haben nach einer guten halben Stunde den Gipfel erreicht.
Nun geht es erst nördlich Steigspuren nach und dann wieder südwestlich hinab in die Scharte. Hier gibt es auch wieder Markierungen (orange und rot). Man sollte sich an die Markierungen halten! Sieht man keine mehr ist man falsch (nicht so toll in dem Gelände). Der Abstieg vom Gipfel bis hinunter ins Kar ist durchwegs steil, immer wieder gibt es Kletterstellen (1 und 2). Ich habe, was Ausgesetztheit und Wegfindung angeht, schon deutlich üblere Abstiege erlebt, allerdings erfordert dieser Abstieg Konzentration und Trittsicherheit bis zum Ende. Nach über einer Stunde sind wir wieder im Kar. Von dort den Zustiegsweg zurück bis zum Parkplatz (weitere eineinhalb Stunden).
Fazit: was Umgebung und Kletterei angeht eine tolle Tour! So richtig viel los sein wird hier auch nie, dafür ist der Zu- und Abstieg im Vergleich zur Kletterstrecke zu lang. Man sollte unbedingt genügend Zeit einplanen, der Abstieg ist bis ins Kar definitiv nicht für Dunkelheit geeignet. Abklettern, Schrofenklettern und Gratkletterei sollte man beherrschen. Nicht geeignet wenn man sich nur auf einem Forstweg sicher fühlt! Toll im Herbst (sonst wahrscheinlich sehr heiß). Leider waren wir (oder zumindest ich) nach dieser Tour so muskelverkatert dass wir die "Dülfer" verschieben mussten. Tribut an den steilen Abstieg...
Topo: Kletterführer „Wilder Kaiser“ oder bergsteigen.com
Juli 2018
Den Namen "Kirchl - Express" darf man nicht falsch interpretieren - er deutet nämlich nicht darauf hin dass man besonders schnell aufs Totenkirchl kommt, sondern dass man nicht trödeln darf um noch bei Tageslicht auszusteigen. 20 Kaiserlängen sollte man nämlich keinesfalls unterschätzen!
Der Einstieg - gegenüber der "Classica" - ist von der Griesenauer Alm in einer Stunde erreicht. Für die "Classica" hätte man an diesem Tag Nummern ausgeben können, so überfüllt ist sie. Der "Kirchl - Express" nicht, abgesehen von einem Pärchen das gleich nach uns am Einstieg ankommt befindet sich nur noch eine Seilschaft weiter oben in der Tour. Ich frage mich wie früh die wohl eingestiegen sind (wir sind um halb sechs vom Parkplatz gestartet). Bald stellt sich aber heraus dass sie nicht schon in der Tour sind sondern immer noch. Genau genommen haben sie sich beim Abstieg von einer anderen Tour am Vortag verstiegen und durften eine recht kühle Nacht in der Wand verbringen. Jaja, die Kaiser - Abstiege....
Die Tour gliedert sich in drei Abschnitte und startet mit dem Vorbau. Gut zum Aufwärmen, aber die erste 5er - Länge hat es bereits in sich. Wer hier schon Angstpipi verliert sollte vernünftigerweise umkehren oder über das Band nach dem Vorbau aussteigen. Die leichteren Längen steige ich vor, so kommen wir recht zügig voran.
Nach der 7. Länge folgt das breite Band, hier werden wir von einem Hubschrauber regelrecht verfolgt bis wir klarmachen können dass wir nicht gerettet werden wollen. Später lese ich dass an diesem Tag zwei schwere Unfälle in unserer unmittelbaren Umgebung passiert sind.
Der Mittelteil ist definitiv die größte Herausforderung. 7 Längen, davon nur zwei leichter, der Rest ist durchgehend eine Aufgabe. Ich steige nicht vor, trage aber den heute recht schweren Rucksack, was sich gerade in den überhängenden Verschneidungen bemerkbar macht. Nach der 15. Gesamtlänge bin ich ziemlich streichfähig.
Der oberste Teil ist der alpinste. Wir wählen den Ausstieg über den Heroldsweg (die "Ullmann - Variante" haben wir nicht gefunden), für den "Dülfer" - Kamin fehlt mir die Lust (allein schon wegen dem Rucksack) und die Energie. Hier gibt es keine schwierige Kletterei mehr aber auch nur mehr wenige wegweisende Sicherungen. Für die 5 leichten Längen brauchen wir so trotzdem noch einmal 2 Stunden.
Aber auch die längste Tour hat ein Ende und um kurz nach 16 Uhr sitzen wir endlich am Ausstieg. Die 15 Minuten zum Gipfel sparen wir uns, besser kann die Aussicht sowieso nicht werden.
Abstieg: Hier waren alle Ängste umsonst, zumindest was die Wegfindung angeht. Wir steigen nämlich über den "Führerweg" ab der bestens markiert ist. 20 Seillängen nach oben - dementsprechend lang geht es auch wieder nach unten. Abseilen - Abklettern - Absteigen, schier endlos wiederholt sich diese Abfolge bis wir endlich auf dem Sattel über dem Stripsenjochhaus sind. Für die letzte Stunde bis zum Auto reichen meine Energiereserven noch, dann bin ich endgültig leer.
Fazit: man sieht schon an den Eckdaten was es für die Tour braucht, nämlich Zeit, Kondition, Kletterkönnen bis zum oberen 6. Grad (für Kaiserverhältnisse!) und stabiles Wetter. Hat man das alles, ist es eine wirklich schöne und beeindruckende Tour in gewohnt imposanter Umgebung. Durch die Länge ist sie auch wesentlich weniger überlaufen als die kürzeren Kaiserklassiker.
Tipp: auf dem Abstiegsweg Richtung Stripsenjochhaus kann man (nach dem Ausstieg Führerweg) nach wenigen Minuten rechts in eine steile Wiese queren. Man kommt dann unter dem Stripsenjochhaus auf den Wanderweg und spart sich ein ganzes Eck. Der Wiesenabstieg ist aber nur ratsam bei trockenen Verhältnissen!
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Juni 2018
Aller guten Dinge sind drei, und erst beim dritten Versuch gelingt es uns diese beeindruckende Tour zu vollenden. Den Zustieg finde ich mittlerweile mit verbundenen Augen! Beim ersten Mal blockiert ein steiles und steinhartes Schneefeld den Einstieg, beim zweiten Mal schlägt das Wetter nach der "Akkugaudi" um, aber unsere Beharrlichkeit macht sich schließlich bezahlt!
Die Tour gliedert sich in zwei Abschnitte. Die "Akkugaudi" im unteren Teil ist relativ gut abgesichert und führt in recht kompaktem Fels nach oben. Die vielen Graspolster können nach Regentagen unangenehm sein. Die Schlüsselseillänge (7-) ist gut versichert und führt über eine Wasserrillenplatte. Gegen Ende wird es brüchiger, nach einer langen Schrofenquerung geht es rustikal weiter und endet nach einer grasigen Rinne mit nur einem Haken auf einem Absatz. Hier startet der Lehnepfeiler und hier sollte man auch die Entscheidung treffen: weiter oder nicht? Von hier kann man nämlich noch recht okay abseilen. "Nur" mehr 6 Längen für den Lehnepfeiler, so sollte man nicht denken! Nun nämlich startet der alpine Teil, deutlich weniger Sicherungen, der Fels brüchiger, die Kletterei anspruchsvoller. Ein Rückzug weiter oben wird auch schwierig und mühsam. Hier ist einzig die Schlüsselseillänge gut gesichert, allerdings ist die Felsqualität auch entsprechend schlecht. In der letzten Länge entscheiden wir uns für die schwere Variante, das "brüchig" für den Originalausstieg lockt uns nicht wirklich, und diese Länge ist auch eine der schönsten im zweiten Teil. Die Tour endet - Überraschung! - auf dem Lehnepfeiler, was mir nicht wirklich behagt. Zwar gibt es einen genialen Panoramablick, aber wir sitzen eben auf einem Pfeiler und man wird es nicht glauben, mein Bedürfnis nach Ausgesetztheit übersteigt das bei weitem. Vor allem schiele ich schon leicht beunruhigt nach dem Abstieg, was Sprinter mit einem "Ah geh, das wird total einfach!" abtut.
Abstieg: Diese Tour endet definitiv nicht am Ausstieg! Laut Beschreibung geht es nun (seilfrei) in einer halben Stunde zum Gipfel der Vorderen Karlspitze. Das "seilfrei" ignoriere ich, wir müssen über einen Grat mit Stellen 3 und ich gehe keinen Schritt ohne Seil. Wir sichern also bis wir die Türmchen hinter uns haben und gehen dann am laufenden Seil bis zum Gipfel. Dauer: 1 Stunde. Von dort geht es weiter Richtung Hintere Karlspitze, nach etwa 10 Minuten erreicht man den Abstiegsweg rechts vom Grat. Der ist gut markiert und immer wieder mit Eisenstufen versichert, ich bin aber mittlerweile ziemlich erschöpft und bestehe daher weiterhin aufs (immerhin kurze) Seil. Der Abstieg zieht sich und ist auch nicht wirklich schön, würde mich wundern wenn die Karlspitze viele Begehungen bekommt bei diesem Normalweg! Immer wieder ist Abklettern angesagt. Mehr als eine Stunde brauchen wir bis wir endlich das Ellmauer Tor erreichen, von hier bis zum Auto sind es dann noch einmal eineinhalb Stunden.
Fazit: Diese Unternehmung ist länger als man glaubt! Wenn das Wetter umschlägt sollte man umkehren, es sei denn man ist ganz kurz vor dem Ausstieg. Bei Gewitter möchte ich nicht auf dem Lehnepfeiler sein! Wir haben für die Kletterei sieben, für den Abstieg vier Stunden gebraucht (wobei hier nur Sprinter vorgestiegen ist, starke Seilschaften werden deutlich schneller sein). Im Kübelkar liegt lange Schnee, darauf sollte man vorbereitet sein.
Topo: "Wilder Kaiser" Kletterführer
Eine interessante Kletterei im Wilden Kaiser, wobei das Klettern selbst nur einen Bruchteil der Tour ausmacht.
Wir starten diesmal von der Wochenbrunneralm oberhalb von Ellmau. Von dieser Seite sind wir noch nie eine Kaisertour gegangen, wir haben also einen für uns neuen Zustieg was immer spannend ist. Aus irgendeinem Grund habe ich einen sehr schlechten Tag und bin rückblickend richtig froh dass wir uns „nur“ den Christaturm vorgenommen haben.
Es geht erst ca 20 Minuten einen breiten aber relativ steilen Forstweg entlang bis kurz vor die Gaudeamushütte. Weiter dann Richtung Ellmauer Tor, der Zustieg fühlt sich von Minute zu Minute anstrengender an, je weiter wir oben sind umso mehr Geröll liegt auf dem ziemlichen steilen Steig. Es folgt eine seilversicherte aber unschwierige Passage und dann erreichen wir die ersten Schneefelder. Bergauf sind die sogar angenehmer zu begehen als die Schotterreise, trotzdem geht mir immer wieder die Luft aus. Wir müssen über den höchsten Punkt sodass wir Blick auf die Steinerne Rinne haben, dort auf einem Felsen sortieren wir unsere Sachen (der große Rucksack bleibt diesmal da) und queren relativ unangenehm über steilen Schotter und Schnee hinüber zum Einstieg. Inklusive Pause am Felsen brauchen wir bis zum Einstieg knapp drei Stunden. Wundert mich, angefühlt hat es sich viel länger.
Die Christakante nimmt sich zwischen all den imposanten Felsriesen fast wie ein Winzling aus. Die Herausforderung liegt diesmal weniger in der Kletterei als in der Absicherung. Die fehlt nämlich in den leichten Längen fast komplett, in den wenigen schwereren Längen gibt’s zumindest gelegentlich Normal- und Bühlerhaken. Die Stände sind vorhanden.
1. SL, 4: wir nehmen die linke Variante, der Fels ist stellenweise ziemlich poliert, was in dieser Tour als Orientierungshilfe dient. Es steckt ein Normalhaken.
2. SL, 1: für die rechte Variante Querung nach rechts über Fels und Schutt. Man sieht den nächsten Stand rechts in der glatten Wand. Keine Sicherungen.
3. SL, 5+: steile kurze Wand mit Schuppen und Tritten, durch die Politur allerdings nicht sehr angenehm auf den ersten Metern. Es steckt ein Bühlerhaken etwas oberhalb vom Stand, der Rest ist ungesichert.
4. SL, 3: Ungesichert aber unschwierig eine Art Rinne hinauf
5. SL, 3: für die rechte (leichtere) Variante wieder nach rechts ums Eck queren.
6. SL, 3+: unschwierig einen Kamin hinauf. Es steckt ein Haken links. Am Ende des Kamins ist der eher unbequeme Stand. Eventuell macht es Sinn die 6. und 7. Seillänge zusammenzuhängen um sich den Stand zu sparen.
7. SL, 4-: das Schwierigste an dieser Länge ist das Wegsteigen vom Stand in die Rinne.
8. SL, 6+: Schlüsselseillänge. Die Wand ist unten glattpoliert, zum ersten Haken etwas ungut. Oben dann entlang der Rampe nach links bis der Fels rauer wird. Man kann versuchen Sicherungen anzubringen, am ehesten eine Köpflschlinge am Anfang der Rampe. Der Rest erfordert beherztes Klettern!
9. SL, 4-: auf die Platte, aber nicht zu hoch und links hinüber bis zu einer Rinne, dann nach oben. Wie man den Spreizschritt anpackt ist Geschmackssache. Ich hab ihn nicht sooo angenehm gefunden. Es steckt ein rötlicher Normalhaken unten in der Wand.
10. SL, 5-: erst links eine Rinne hinauf, dann über eine glattpolierte Schuppe. Schließlich noch eine glatte Schlusswand hinauf. Oben steckt ein Haken, dann ein paar Meter über den Grad zum Gipfel.
Wir haben 4 Stunden für die Tour gebraucht, was aber meiner miserablen Tagesverfassung geschuldet ist. Gerade in den leichten Längen habe ich mich hochpulsig nach oben gequält. Wer sich in leichtem Gelände gut zurechtfindet und nicht jeden 2. Meter eine Sicherung legt kann wahrscheinlich in der halben Zeit oben sein.
Plant eine Gipfeljause ein! Das Panorama ist genial, und dass man im Kaiser auf so einfache Art bei einem Gipfelkreuz pausieren kann ist echt selten!
Abstieg: Obwohl ich nicht wahnsinnig gern abseile ist die Abseilpiste hier wirklich ok. Bestens markiert (man sieht schon vom Gipfel die Markierungen) und mit angenehmen Ständen.
Leider endet die Abseilpiste für uns im Schnee, was (für mich) extrem unangenehm ist. Ich lege nämlich bei der Querung zurück zum Depotfelsen eine unfreiwillige Rutschpartie hin und werde erst vom abgrenzenden Schotterfeld ausgebremst (im Geiste sah ich mich schon die steinerne Rinne hinabjagen). Sprinter hingegen freut sich wie ein Schneekönig über jedes Schneefeld und „slidet“ souverän dahin.
Was ich mir schon beim Aufstieg gedacht habe bewahrheitet sich leider beim Abstieg: er ist ausgesprochen unangenehm. Zum einen sind die aufgeweichten Schneefelder samt und sonders eine Herausforderung für mich. Zum anderen ist steile rutschige Steige hinaufgehen anstrengend, runtergehen aber noch viel anstrengender.
Wir brauchen etwa 2 mühsame Stunden zurück zum Auto.
Fazit: Wirklich nette und kurzweilige Kraxelei, sogar mit einem Gipfelkreuz am Ende! Wieder einmal sollte man sich aber von den Schwierigkeitsgraden nicht täuschen lassen: kaum Sicherungen, erschwerte Orientierung und glattpolierte Stellen sorgen hier für ausreichend Spannung! Die Tour ist eher für diejenigen interessant die lange Zu- und Abstiege mögen und die Alpintouren als Gesamterlebnis schätzen, die Kletterei steht hier nicht unbedingt im Vordergrund.
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Mai 2018
Der Sonnenpfeiler am Wilden Kaiser ist unsere erste „richtige“ Tour nach der Winterpause. Den Zeitbedarf laut Topo (8,5 Stunden) runden wir gleich großzügig auf insgesamt 11 Stunden auf – Kaisertouren können tückisch sein und sind üblicherweise knackig bewertet. Aber in einer Jahreszeit in der es bis fast 22 Uhr halbwegs hell ist kann man ja auch lange Touren entspannt klettern.
Wir starten um 6 Uhr früh von Innsbruck und brauchen exakt eine Stunde bis zum Jägerwirt in Scheffau. Dort am Parkplatz wird uns schnell klar dass wir heute eher nicht allein sein werden. Egal, es wird sich schon alles halbwegs verteilen (hoffen wir). Den Zustieg kenne ich mittlerweile gut, er startet auf einem Forstweg und wird nach oben hin immer steiler und anstrengender und endet, diesmal noch, in einem Schneefeld, das aber nicht steil und gut passierbar ist.
Zeitcheck am Einstieg: 9:15 Uhr – perfekt! Ich bin ziemlich stolz auf mich, immerhin heißt das ich habe über den Winter nicht viel von meiner Kondition eingebüßt. Sprinter schaut zwar wieder mal
so als hätten wir für den Zustieg 4 Stunden gebraucht aber das kenne ich ja schon. Am Einstieg ist bereits eine Pärchenseilschaft, rund um uns herum wuselt es nur so, der Kraxengrat nebenan ist
besser besucht als ein Hausarzt zur Grippezeit. Liegt sicher daran dass Wochenende ist, der eher längere Zustieg zieht nämlich normalerweise nicht solche Massen an. Wir richten uns her und warten
bis die Nachsteigerin ein Stück oben ist. Ich schaue ihr zu und ordne sie gedanklich meiner Kletterliga ein. Es ist zwar nie angenehm jemanden vor sich zu haben, aber wenn sie unser Tempo
klettern ist es kein Problem und wir brauchen dann zumindest nicht großartig nach der Tour zu suchen. Zwischenzeitlich trudeln zwei Tschechen ein die ebenfalls den Sonnenpfeiler gehen wollen. Ok,
die zweite Seilschaft von drei zu sein ist jetzt nicht so meins, ich mag es nicht wenn mir jemand buchstäblich am Hintern klebt, aber vielleicht löst sich ja alles gut auf.
Ich darf heute den großen Rucksack tragen. Man könnte zwar den Rucksack am Wasserfall deponieren, da wir aber noch nicht wissen welchen Abstieg wir nehmen (es gibt auch einen „schnellen“ mit
Abseilern) und Sprinter die Halbseile nicht ohne Rucksack runtertragen will nehmen wir alles mit. Im Rucksack befinden sich zwei Paar Bergschuhe, einiges an Wasser, Proviant, ein kleinerer
Rucksack und ein bisschen Kleidung. Er ist nicht superschwer, fühlt sich in der ersten Länge aber so an…. Da Sprinter vorerst der alleinige Vorsteiger ist (wir beschließen vor Ort zu
entscheiden ob ich die leichten Längen vorsteige) übernehme ich also den Rucksack.
1. SL, 6: Boah! Schon nach wenigen Metern pumpen meine Unterarme, die Länge ist steil und der Start aus einem schattigen Schneeloch ist super unangenehm. Der Rucksack zieht mich förmlich in die Tiefe, meine Finger sind klamm. Ab der Mitte habe ich das Gefühl als könnte ich keinen Zentimeter mehr klettern. Ich zittere, mit letzter Kraft erreiche ich den Stand. Mit diesem Rucksack am Rücken schaffe ich keine solche Länge mehr. Für mich, rückblickend, die Schlüsselseillänge. Sprinter und ich beschließen, vor dem Quergang die Rucksäcke aufzuteilen.
2. SL, 3: Leicht aber unübersichtlich. Sprinter übernimmt weiterhin den Vorstieg, die Seilschaft vor uns ist ein Stück oben, der erste Tscheche erreicht meinen Standplatz. Leichte Längen sind im Kaiser meistens sehr sparsam abgesichert. Auf den 30m sind nur etwa drei Sicherungen.
3. SL, 4: unwesentlich schwieriger, nur unwesentlich mehr Sicherungen.
4. SL, 6AO, technischer Quergang, meine Angstlänge: am Standplatz noch die Nachsteigerin, als sie nachzusteigen beginnt treffen schon die Tschechen ein, eindeutig die schnellste Seilschaft von uns drei. Die Nachsteigerin quält sich, blockiert sich mehrmals und ist ab der Hälfte ausgepowert. Sprinter klettert direkt nach und gibt Anweisungen. Mir ist mulmig. Die Tschechen packen das erste Mal Jause aus. Endlich, beide sind oben, ich beginne nachzusteigen. Der Anfang, kleiner überhängender Bauch, ist schwieriger als er von unten aussieht. Der Quergang selbst ist einfach, man hangelt von Sicherung zu Sicherung, was dank der Bandschlingen gut möglich ist. Ich habe ja schon reichlich Quergangerfahrung und mit meinem Können in technischer Kletterei (ha!), das ich diesmal sogar hochoffiziell anwenden darf, ist es fast ein Klacks.
5. SL, 6: die letzte schwere Seillänge (laut Topo). Die Nachsteigerin quält sich von Anfang bis Ende. Ich bezweifle mittlerweile dass die Reihenfolge der Seilschaften sehr effektiv ist.
Wir beschließen den Tschechen nach dieser Seillänge den Vortritt zu lassen und hoffen, dass unsere Vordermänner in den leichteren Längen etwas schneller werden. Sprinter klettert wieder direkt hinter der Nachsteigerin. Es dauert gefühlt ewig bis die beiden oben sind. Natürlich trifft mittlerweile wieder ein Tscheche bei mir ein. Ich steige nach, die Länge ist genial! Wenige knifflige Passagen, raue Platten, eine feine Sache. Überhaupt ist die ganze Tour sehr nachsteigerfreundlich, die Schwierigkeiten liegen eher beim Vorsteiger, der die langen Abstände zwischen den Sicherungen auch moralisch überwinden muss.
6. SL, Grasband: vom Ausstieg der 5. Länge sieht man den Einstieg in die 7. Länge nicht. Man steigt erst ein paar Meter nach oben bis zu einer Art Steig und quert dann ca. 20m nach links. Einige Meter oberhalb ist der Stand. Es macht Sinn hier ein Topo mit Wandfoto mitzuführen.
Seilschaft 1 ist beim Einstieg, der Vorsteiger startet, wir setzen uns und wollen auf die Tschechen warten. Die kommen aber nicht, und Sprinter schließt wieder direkt an die Nachsteigerin an. Kaum ist er ein paar Meter oben, treffen beide Tschechen bei mir ein…. super… Nach Ewigkeiten starte ich, die Tschechen sitzen neben dem Stand in einer Mulde und verspeisen ihre ungefähr fünfte Jause. Ich steige los, und kurz vor dem ersten Haken, unterhalb eines kleinen Bauches, bricht mir ein Griff aus. Ich schreie, ich fliege, ich lande (nach etwa 3 Metern). Die Tschechen bekommen den ausgerissen Griff ab, der landet in der Salami. Wir versichern uns gegenseitig dass alles ok ist und ich steige zittrig wieder ein. Ein Meter mehr und ich wäre ihnen auf den Kopf gesprungen…
7. SL, 5: Brüchig! Die Schwierigkeiten liegen in der Wahl des richtigen Griffes und Trittes. Besonders blöd wenn Seilschaften darunter sind. Übrigens flogen an diesem Tag ständig Steine. Ein weiterer Grund nicht einzusteigen wenn schon mehrere Seilschaften in der Tour sind. Auch der nächste Standplatz ist übersät mit losem Gestein.
8. SL, 5: Wieder quält sich die Nachsteigerin und langsam werde ich nervös. Viel leichter werden die Längen nämlich nicht und mittlerweile ist es nach 14 Uhr. Die Länge ist wieder super zu klettern, der Fels auch wieder wesentlich kompakter. Ich freue mich dass ich so zügig vorankomme und bin gleichzeitig frustriert – meine Schnelligkeit bringt mir nämlich nix außer noch längere Wartezeiten am Stand.
9. SL, 5+: Wir stehen zu dritt am Stand und Sprinter und ich beschließen jetzt endgültig die Tschechen vorzulassen. Kostet uns zwar nochmal ein paar Minuten aber vielleicht haben sie so die Chance ganz vorrücken zu dürfen. Die Seillänge startet knifflig, zusätzlich donnern immer wieder Steine von oben herab. Meine Füße tun langsam weh, es ist 16 Uhr und ich bin seit sechseinhalb Stunden in den Kletterschuhen. Gefühlte Stunden später klettere ich als letzte die Länge nach und kann am Standplatz meinen Frust kaum mehr verbergen. Die Tschechen durften auch Seilschaft 1 überholen und sind nun schon ein Stück oben.
10. SL, 5: Es wird langsam leichter, schneller werden wir trotzdem nicht. Das klettern macht wenig Spaß wenn zwischen den Längen immer 20 Minuten Wartezeit liegen. Schade, auch diese Länge ist eigentlich tolle Plattenkletterei.
11. + 12. SL, 4: zwei tatsächlich leichte Längen, wir kommen zumindest voran. Es ist nach 17 Uhr.
13. SL, 5: erst leicht, dann kurz etwas schwerer einen recht glatten Pfeiler hinauf. Wieder warte ich ewig. Sprinter ist jetzt immer knapp hinter der Nachsteigerin und gibt Tipps. Ich kann nicht glauben wie langsam wir sind.
14. SL, 4: anstatt die schwere Originalroute zu klettern wählt der Vorsteiger von Seilschaft eins die leichtere brüchige Variante rechts. Sicher eine gute Entscheidung, trotzdem kommen Sprinter und die Nachsteigerin nur im Zeitlupentempo weiter. Wieder verbringe ich endlose Minuten alleine am Stand. Auf die Uhrzeit schaue ich lieber gar nicht.
2 Schrofenlängen: Die letzten 2 Längen (bei uns eine, Sprinter klettert durch) starten links über eine kleine Rampe und dann irgendwie nach oben. Sicherungen gibt es keine. Gelände ist so 3+ und sehr bröckelig und teils steil. Hier einfach die einfachste und kompakteste Möglichkeit wählen. Seilfrei ist hier nicht ratsam, wobei der Vorsteiger, zwecks fehlender Sicherungen, im Prinzip tatsächlich seilfrei klettert. Selber absichern ist schwierig, es gibt kaum vertrauenswürdige Abschnitte. Schrofen schauen bei mir anders aus. Kletterschuhe besser anlassen.
Hurra, wir sind oben. Uhrzeit: 19:30!
Abstieg: Das Panorama ist genial, meine Laune im Keller. Anstatt nun gemütlich und verdient den Gipfel zu genießen müssen wir uns beeilen. Erst geht es nämlich noch über den Grat bis auf die Kopfkraxe (20min) und dann den wirklich steilen und unangenehmen Steig hinab bis zum Wasserfall (60 -70 min). Dieses Gelände möchte ich nicht im Dunkeln gehen! Wir haben zwar eine Stirnlampe mit aber im Dunkeln braucht man hier sicher doppelt so lang. Ich stapfe konzentriert abwärts und wir erreichen den Wasserfall tatsächlich noch im Hellen. Der Rest des Weges ist dann nicht mehr tragisch.
Das Auto erreichen wir um 22 Uhr….
Fazit: Ein tolles Unternehmen für konditionsstarke Kletterer die kein Problem mit teils sehr dürftiger Absicherung haben. Die Kletterschwierigkeiten halten sich, bis auf die erste Länge, in Grenzen. Eine insgesamt lange Tour, mehrere Seilschaften sind auch aufgrund des Steinschlags nicht angenehm. Wir haben beschlossen zukünftig in solchen Situationen schneller zu reagieren: dürfen wir überholen? Wenn nicht würde ich das nächste Mal die Tour abbrechen und etwas anderes gehen. Der Vorsteiger ist moralisch gefordert, aber auch der Nachsteiger sollte den Kletterschwierigkeiten gewachsen sein! Ins Dunkle kommen ist in dieser Tour nicht empfehlenswert!
Topo: bergsteigen.com
August 2017
Nach einer Woche voll mit alpinen Unternehmungen ist das Wetter immer noch zu schön um einen Ruhetag einzulegen. Wir beschließen, unsere Sportwoche mit einer kurzen Tour am Treffauer abzuschließen. Hier ist der Zustieg deutlich kürzer als zu den Touren am Kraxengrat, wir verlassen lange vor dem Wasserfall den Weg und queren über eine kurze Schotterreise hinüber.
Die Abenteuertour startet mit einer gemütlichen Länge. Die nächste Länge ist (zumindest laut Topo) die Schlüsselseillänge und führt ziemlich steil auf einen Pfeiler. Meine persönlichen Schlüsselseillängen kommen jetzt: ein Kamin. Sprinter liebt Kamine, meine Kaminklettertechnik ist aber nicht sonderlich ausgefeilt, ausspreizen ist ja noch ok aber dann auch weiterzusteigen…. Allerdings ist der Kamin wirklich gut gesichert. Anschließend geht es über eine Art Grasrampe quer hinüber. Die folgende 5+ Stelle ist nur ein Zug, und schon kommt wieder ein Stand. Nun kommt die obligatorische Wasserrillenplatte die wirklich toll zu klettern ist (deutlich leichter als z.B. in der „Kunterbunt“). Eine letzte Länge, und wir sind oben.
Abstieg: abseilen (teils überhängend)
Fazit: eine extrem abwechslungsreiche und kurzweilige Tour! Man findet hier fast alles was einem in Alpintouren so begegnen könnte: steile Platten, Kamine, (leichte) Quergänge und Wasserrillen. Eine tolle Unternehmung für den Herbst, dann ist die Gegend rund um die Multerkarwand ein Traum.
Topo: bergsteigen.com
August 2017
Der Nordgrat ist unsere Alternative zur „Classcia“ die wieder mal komplett überlaufen ist. Vielleicht ist „Alternative“ das falsche Wort, denn der Nordgrat hat mit Kletterei a la „Classica“ herzlich wenig zu tun. Freundlicherweise startet er gleich mit einer der beiden „Schlüssellängen“ (3+), so braucht man sich in der restlichen Tour keine Gedanken mehr bezüglich der Kletterschwierigkeiten zu machen.
Vielleicht habe ich schon mal erwähnt dass ich kein großer Anhänger von Gratkletterei bin weil ich paradoxerweise die Ausgesetztheit eines Grates weniger vertrage als die Ausgesetztheit hunderte Meter oben in einer Wand. Außerdem ist 1er und 2er Gelände oft nur ein Synonym für steiles Bergaufgehen, nicht gerade die Spezialität der Alpinschnecke. Es gibt natürlich solche und solche Grate. Der Nordgrat vereint für mich leider eher die negativen Aspekte.
Nach der ersten Länge kommt schon mal steiles Bergaufgehen. Dann die nächste 3+ - Länge, und irgendwie ist es ja so dass man sich bei so einem Grat auf nix einstellen kann. Hat man sich ans Bergaufgehen gewöhnt kommt eine Kletterstelle. Ist man im Klettermodus kommt wieder Gehgelände. Dementsprechend fühlen sich die Klettermeter schwerer an als wenn sie in eine Klettertour verpackt wären. Außerdem nervt das ständige Schuhewechseln.
Nach einer weiteren Kletterstelle kommt laaanges Gehgelände. Dann eine Rampe und wieder: gehen.
Wie so oft bemerkt man vom Grat selber nicht viel, eher ist es so dass die roten Markierungen sehr hilfreich sind. Es stört mich wenig, denn wie gesagt, auf Gratluft bin ich nicht sonderlich scharf. Die darf ich aber trotzdem schnuppern, und zwar gegen Ende der Tour: luftige Türmchen, juhu. Mir wird fast schlecht vor lauter Luft, und wenn man ein Türmchen hinabklettern muss hat man auch als Nachsteiger keinen Vorteil mehr. Als wir endlich oben sind kralle ich mich förmlich ans Gipfelkreuz. Ich schaue Sprinter an, nur Sprinter, damit ich ja nicht versehentlich einen Tiefblick erwische. Eine Pause lehne ich dankend ab, ich will hier weg.
Abstieg: der startet mit einem Abseiler (kann man auch Abklettern), dann Gehgelände Richtung Christaturm. Anschließend die Abseilpiste (wie Christaturm) hinab zum Ellmauer Tor. Der Abstieg und die Abseilpiste sind wirklich gut markiert, die Abseilpiste sollte man aber wirklich Länge für Länge abseilen. Vom Ellmauer Tor dann schottrig Richtung Steinerne Rinne und diese hinab (unschwieriger Klettersteig). Von dort dann wieder Richtung Griesenauer Alm.
Fazit: es war unsere 4. Tour in dieser Woche, entsprechend war ich schon etwas ausgelaugt. Für mich eher eine anstrengende Bergtour mit Klettereinlagen als klassische Gratkletterei. Was im unteren Teil zu wenig vom Grat zu sehen ist bekommt man dann oben doppelt und dreifach geliefert. Auch der Abstieg ist, trotz Abseilern, insgesamt nicht zu unterschätzen, sowohl was Zeit als auch Kondition angeht.
Tipp: der Nordgrat ist auch eine Abstiegsmöglichkeit der „Classica“. Wer ihn noch nicht kennt sollte sich nach der „Classcia“ gut überlegen ob diese Variante noch im zeitlichen und konditionellen Rahmen liegt. Sonst kann man nach dem Ausstieg aus der "Classica" auch über den Nordgrat abseilen, was wesentlich schneller und bequemer ist und den Umweg über die Steinerne Rinne erspart.
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