Juli 2024
Ein weiteres Bike, Hike & Climb – Abenteuer nehmen wir an einem Samstag in Angriff, der wettertechnisch zumindest bis zum späten Nachmittag Regenfreiheit verspricht.
Wir parken hinter Schloss Elmau am Wanderparkplatz (Mautstraße zwischen 7 und 19 Uhr) und nehmen den Weg nahe beim Bach (linkshaltend), eine gut fahrbare, teilweise etwas schottrige Forststraße. Bei diversen Abzweigungen konsultiert man am besten die Wegweiser, man kann fast bis zum Wandersteig mit dem Radl fahren, am Schluss wird’s wegen dem schmäleren Weg und diversen Wanderern etwas mühsam
Der Wandersteig hinauf Richtung Oberreintalhütte ist steil, nach der Wandstufe wird’s gemütlicher und immer idyllischer, bis man sich dann in Grimms Märchen bei Hänsel und Gretel wähnt, so nett eingebettet liegt die Hütte zwischen den Felsen und Türmen.
Erster Luxus des Tages: Kaffee, organisiert in der Selbstversorgerhütte, die dann doch irgendwie so eine Art Ausschank hat.
Beim Kaffeetrinken sehen wir gut hinüber auf unsere Route, eine Seilschaft ist beim Einstieg, eine schon weiter oben.
Der Einstieg ist quasi in Wandmitte, nach ein paar Minuten hinüberspazieren zum Wandfuß stellt sich wie erwartet heraus, dass es wilder ausschaut als es ist, Steigspuren führen durch Schrofengelände bis zum Einstieg.
Der Fels schaut so genial aus dass ein Gedanke durch mein Gehirn schwebt: „5-, die könnte man doch vorsteigen?“ Zum Glück erreicht der Gedanke nicht mein Sprachzentrum, denn die 5- ist steil, mit 3 Bohrhaken auf 30m spärlich abgesichert und 5- ist es auch keine.
Dafür ist die nächste Länge, 5, richtig schön, gefolgt von einer schwierigeren 5+. Die nächste 5+ ist wieder leichter, und die 4- steige ich dann vor, die ist leider nicht schön, man wühlt sich eine nicht immer kompakte Rinne nach oben, nur unwesentlich schwieriger als das Zustiegsschrofengelände. Dafür hänge ich die 10m der leichten 6. Länge gleich dran und schon sind wir am Band, von dem es die Möglichkeit zum ausqueren gäbe.
Am Band treffen wir auf die Seilschaft vor uns, sie sind nicht sicher wie das Wolkengemisch über uns zu deuten ist, zu viert einigen wir uns auf ein gemeinschaftliches Weitergehen, was dann die folgenden Stunden deutlich amüsanter und kurzweiliger macht.
3 Längen bis oben, dann zwei leichte Schrofenlängen bis zum Abseiler, so der Plan.
Die ersten 2 Längen sind schön, etwas besser abgesichert und kompakt, die letzte Länge, 4, wieder nicht sehr schön und wieder Rinnengewühle.
Der Abstieg gehört zur Kategorie „Wer ihn kennt ist klar im Vorteil“: Vom letzten Stand geht es ein paar Meter hinauf und dann nach links, der Stand ist ziemlich weit draussen an der Kante. Den Stand sollte man unbedingt nutzen, das erleichtert die Kommunikation und das Seilhandling in der nächsten Länge sehr!
Die nächste Länge: wäre ich nicht trotz aller Unpässlichkeiten immer noch eine mutige und passionierte Schrofenkletterin hätte mich hier wohl der Schlag getroffen: Steil hinab und dann hinüberqueren, mehr sieht man erst mal nicht. Das Abklettern geht gut, es gibt Steigspuren und Markierungen, damit es der Nachsteiger auch fein hat könnte man versuchen zu sichern, am ehesten mit Schlingen. Erst im letzten Drittel kommt ein Haken für meine eine Expresse. Zum Glück ist Sprinter noch passionierter im Schrofenklettern und bräuchte wahrscheinlich nicht mal ein Seil. Das leiht er dann in Form einer Seilbrücke eh der anderen Seilschaft, hier hat den Nachsteiger tatsächlich ein bisschen der Schlag getroffen.
Die Länge ist lang und endet, nachdem man noch eine kleine Rinne bezwungen hat, beim Abseilstand.
Nun geht es 30 Meter hinab, ich darf als erste, den Stand suchen, was mir erst gelingt als ich schon aufgeben und wieder nach oben klettern will. Braungrauer Schwerlastanker auf graubraunem Fels, na ja. Man überklettert hier am besten die Schlucht direkt beim Abseilstand (nicht verlockend die Schlucht hinab) und hält sich wirklich links.
Der letzte Abseiler beginnt steil, die Längenangaben variieren. Laut Sprinter käme man mit unserem 60m Einfachseil nach unten, zwei Topos geben 40 bzw. 60 Meter Abseillänge an. Wir seilen 60 m ab und lassen uns das Seil hinunterwerfen und landen fein in der steilen Wiese, weiter oben wäre noch steilere Wiese bzw. Abklettergelände.
Jetzt folgt man noch den Steigspuren, erst nach oben dann links hinüber, dann trifft man auf den Steig der hinunter ins Kar führt.
Nachdem wir alle heil und einigermaßen glücklich bei der Hütte angekommen sind, spendieren uns unsere Tourenbegleiter noch einen Kaffee (und es gibt wenig was Sprinter und mich glücklicher macht!), was eine gelungene Abrundung dieses alpinen Abenteuers ist. Danke an Hedi und David für diesen unterhaltsamen Nachmittag (und den Kaffee!)J!
Fazit: Tolle Umgebung, super Fels, nette Hütte! Warum man leichte Touren so absichert, dass Menschen mit 5er Niveau gleich wieder umdrehen, diese Frage stellen wir uns öfter…. Schade, aber wer keinen 6er klettert wird hier keine Freude haben, dafür ist das Gelände zu steil, zusätzlich absichern geht nur teilweise und die Abstände sind teils wirklich gewaltig. Der Abstieg ist für eine so kurze Tour nicht wirklich passend, wir haben vom letzten Stand bis zum Wandfuß fast drei Stunden gebraucht, sicher auch unserer 4er – Konstellation geschuldet, aber trotzdem… Wer sich nicht sicher ist ob er Alpinklettern mag, wird es nach dieser Tour wissen, hier ist wirklich alles dabei. Keine Tour für reine Sportkletterer!
Fazit Sprinter: wenn man sich auf alte Topos verlässt, die von „nur Exxen & evt. Köpferlschlingen“ schreiben werden die Abstände zwischen den Sicherungspunkten etwas weiter. Besser 2 alte Karabiner bzw. Schekel mitnehmen und nach den 2 Verlängerungslängen wieder aufs Band runter und dieses rausgehen. So ist man schneller und versäumt auch nicht wirklich viel.
Oberreintal: wir kommen wieder! Die Lage der Hütte ist echt „ein Traum“!
Topo: Danke an den Verfasser