„Eperon des Venellois“, Les Galetas (linke Wand), 8 bzw. 10 SL, 6b

Juli 2021

 

Wir fahren nach Verdon, nicht weil uns Ailefroide nicht gefällt – wir sehnen uns nach Hitze (und Trockenheit!). Verdon ist von Ailefroide nur einen Katzensprung entfernt, zumindest wenn man nicht mit einem WoMo unterwegs ist und sich nicht grandios verfährt. Na ja, nach 6 Stunden sind wir trotzdem da.

Die erste Tour, die „Eperon“ ist eine Sprinter – Wunschtour. Total über meinem aktuellen Niveau, aber weil Sprinter sich so tapfer durch die ganzen Ailefroide – Plaisirtouren gekämpft hat finde ich es nur fair dass ich mich jetzt im Gegenzug diese steile und schwere Route hinaufquäle.

 

Die Tour ist recht neu und führt durch eine Wand die ab circa mittags im Schatten liegt.

Sie liegt gegenüber der „Hissage Nocturne“, man parkt unten am Lac du St. Croix, nach der Brücke nicht rechts sondern ein paar Meter weiter auf der linken Seite.

Am Wandfoto sieht man nur, dass nach dem kurzen Waldstück nach links Richtung Wand gequert wird, mit Steinmann markiert. Wichtig: dem Steig relativ weit nach oben folgen, die Abzweigung ist NICHT unten! Wir sind, erst allein, dann gemeinsam mit einer spanischen Seilschaft, 3x auf und ab weil wir nicht glauben konnten dass es so weit nach oben geht.

Ein paar Minuten Auf und Ab , dann steht man quasi in der Wand und folgt einem seilversicherten Weg Richtung Einstieg. Das geht erstaunlich gut, auch wenn man das zuerst nicht glauben mag.

Wir sind am Einstieg und auch wieder nicht, man könnte nämlich noch zwei Längen abseilen und wieder nach oben klettern. Das tun wir nicht, weil erstens die Abseilstelle nicht auffindbar ist (auch die vorderen Seilschaften, die Spanier und Franzosen, haben sie nicht gefunden). Und zweitens bin ich mit den verbleibenden 8 Längen schon mehr als gefordert.

 

Von unten schaut es mal gar nicht so wild aus, aber ich werde schon im oberen Teil der ersten Länge eines Besseren belehrt. Mist.

Den ersten Stand machen wir bei einem Baum weil uns das klüger erscheint als den eigentlichen Stand zu nutzen. Ist nicht klüger und auch nicht bequemer.

Es folgt ein kleiner aber unangenehm abgesicherter Überhang und eine Quergangslänge. Der Quergang ist okay, aber gegen Ende und beim Übergang ins Steile verlasse ich endgültig meine Komfortzone. Es folgen drei sehr steile Längen in erstaunlich schlechtem Fels; tatsächlich ist hier der miserabelste Fels den ich in Verdon bis jetzt geklettert bin.

Ich nulle mich verbissen nach oben, erst die vorletzte Länge ist wieder flacher und somit kletterbar für mich. Die letzte Länge, plattig, wieder steiler und jetzt mit tollem Fels ist wahrscheinlich toll, für mich ist nur toll dass es eben die letzte Länge ist.

 

Abstieg: Immerhin, hier oben ist es nett, mit einer schönen Aussicht auf den See (ich will da rein!). Der Abstieg ist mit Steinmännchen markiert, trotzdem verlieren wir die Spur und stapfen mal wieder durch die Pampa. Dazu sei gesagt: die Wand ist zwar im Schatten, aber Zu- bzw. Abstieg nicht. Nach einer dreiviertel Stunde sind wir trotz Verirrung unten, durchgeschwitzt und weichgekocht.

 

Fazit: Kein Highlight. Für schwächere Kletterer wie mich auch im Nachstieg sehr mühsam, für gute Kletterer bietet Verdon wahrlich genug Alternativen denke ich. Wer aber im Sommer auch am Nachmittag klettern will hat hier eine Option.

 

Fazit Sprinter:  man sollte sich von Gegenüber die Höhe der Querung anschauen. Da man die Wand beim Zustieg noch nicht sieht fühlt sich die richtige Höhe als viel zu weit oben an. Auch die anderen zwei Seilschaften (muss man erst mal schaffen - 3 Seilschaften, die alle zum ersten Mal an dieser Wand sind) wollten zu tief queren. Die Querung zum Einstieg ist super - mit den vielen Booten unten im Fluss. Die Tour selbst hat in der ersten 6b Länge recht mysteriösen Character - hält aber überraschend gut. Für Verdon sind die 5 Längen extrem steil - aber gut zu klettern. Im oberen Teil ist der Fels dann gut - in der letzten Länge "extremsupertotalgut".

Der Abstieg war bei uns nicht bis zum Ende auffindbar - ab quer durch das stachelige Gestrüpp ... unangenehm.

Die Touren rechts und links davon schauen super aus. Besser gleich mit der Ketchup rechts starten. Hier schaut der Fels auch schon in der ersten Länge super aus.

 

 

Topo: Kletterführer „52 years and 520 routes in Verdon“ (auf Englisch)