Das Val d ´Adige oder, weniger melodisch, Etschtal, ist ja eigentlich ein sehr langes Tal das am Reschenpass beginnt und nördlich von Verona endet. Für uns ist das Val d ´ Adige deutlich kürzer und umfasst im wesentlichen das Gebiet südlich der Autobahnausfahrt „Avio“.
Am bekanntesten ist der Bereich „Monte Cimo“ - hier wird schon sehr lange geklettert. Früher an vielen geschlagenen Griffen und seltsamer Absicherung – in den letzten Jahren sind aber eine Vielzahl von neuen Sektoren, Wandbereichen und ganzen Gebieten in einem Umkreis von 10 km dazugekommen – und die Erschließung ist noch voll im Gange. Gerade in den unteren Schwierigkeitsbereichen kommen laufend neue Touren dazu. Keine Angst: es gibt Mehrseillängen-Touren bis 8b+ - hier ist sogar ein Adam Ondra ein zweites Mal eingestiegen! Daher gibt es auch eine breite Palette an Touren-Arten – von Plaisir bis zum bitteren anderen Ende – das Datum der Erstbegehung sollte man beachten!
Von Innsbruck aus gesehen ist die Strecke gerade noch vertretbar für einen Wochenendausflug. Gute zweieinhalb Stunden Fahrt, also nochmal eine knappe halbe Stunde länger als nach Arco, aber es lohnt!
Dieses „Klein – Val d ´Adige“ ist wie die uncoole Cousine von Arco, wobei „uncool“ hier absolut positiv gemeint ist. Hier wird geklettert, aber es wird nicht so ein Tanz drum gemacht. Sitzt man abends in einer Pizzeria wird es eher nicht passieren dass Menschen vorbeispazieren die noch den Klettergurt anhaben (ein Phänomen, dem man in Arco erstaunlich oft begegnet).
Apropos Pizzeria: der Ausgangspunkt unserer ersten Erkundungstouren ist Tessari, ein Minikaff etwa 20 km südlich von Avio, bestehend aus zwei, maximal drei Häusern, wovon allerdings eines tatsächlich ein B&B ist. Pizzeria gibt es hier keine, und auch kein Café – für derartige Infrastruktur muss man die umliegenden Dörfer absuchen.
Die Schwierigkeitsbewertung im Val d´ Adige ist, soweit ich es bis jetzt beurteilen kann, ähnlich wie überall sonst: unvorhersehbar. (Kommentar Sprinter: in Tessari ganz unten die totale Touristen-Bewertung! Weiter oben wird es „normaler“)
In Tessari etwa kann ich als passionierter 5er – Kletterer tatsächlich alle 5er klettern und auch ganz viele 6er.
In Ceraino gelingt mir das nicht. (Kommentar Sprinter: ein ganz altes Gebiet, dass (zu Recht) den Ruf hat, dass hier „richtig“ geklettert werden muss – Sprich: quasi das Dschungelbuch des Etschtales. Besser als erstes mal was vermeintlich „gemütliches“ Klettern)
Die Felsqualität ist durchmischt, in Tessari meist gut bis sehr gut, gelegentlich gibt’s aber auch brüchigere Passagen, vor allem in den Ausstiegslängen. Poliert ist nix.
So richtig lange und hochalpine Touren sucht man eher vergebens, viele Touren haben 4 bis 6 Seillängen. Also optimal um sich durchzutesten! ( Kommentar Sprinter: über dem Dorf Brentino kann man sich durch die unterschiedlichen Sektoren – die übereinander liegen) bis ganz nach oben „durcharbeiten“ und kommt dabei auf eine stattliche Anzahl an Längen – wobei man dann allerdings eine Mitfahrgelegenheit nach unten braucht.)
Definitiv ein Gebiet das wir öfter besuchen werden!