Mai 2020
Anm. d. Red.: Sprinter hat Gefallen am Autorendasein gefunden - hier also wieder mal eine Tour aus "Expertensicht":):
Was macht man(n) wenn die Seilpartnerin an dem einen Tag nach 5! - in Worten „Fünf!“ - Stunden „Kampfwandern“ (= Zustieg ,der in 2,5 h schaffbar wäre) nicht mehr in der Lage ist einzusteigen … und nach einer Tour im Kaiser (siehe RWI) an dem anderen Tag morgens schon ziemlich abgekämpft (ich bin diesmal nicht schuld) das Bett verlässt? Man packt ein paar Möbel und Sommerreifen ins Auto und fährt an die Burschlwand. Dann hat man zumindest was sinnvolles erledigt (nicht das Klettern … )
Die Burschlwand gegenüber des Zamser Krankenhauses – das Highlight der Oberländer Kletterer. Glatter, rutschiger und nicht wirklich kompakter aber großteils durch hunderte Begehungen ausgeräumter Fels. Die Wand komplett zugebohrt – verbohrt wäre als Wortspiel und Anspielung an … sollte ich vielleicht besser lassen.
Also: es gehen überall Linien rauf. Rauf und rüber und kreuz und quer. Ein genauer Blick auf die Wandübersicht beim Parkplatz ist in dieser Wand nicht ganz verkehrt.
Ambiente: direkt darunter die Autobahn. Gegenüber das Krankenhaus mit dem Hubschrauber-Landeplatz. Über der Wand quert der Fernwanderweg … sprich: Natur pur! Einsamkeit garantiert!
Die Kletterei: schön! Schön rutschig!
Unsere Tour startet leicht. Ganz leicht geht es zwei Längen rauf und rüber – die zweite Länge quert am Ende 20 Meter im Gras zum unteren Ende der großen Verschneidung. Diese zieht dann steil rauf bis zu einer Unterbrechung mit bequemen Stand auf einer ebenen Kanzel. Wenn man die oben erwähnte Übersicht etwas genauer angeschaut hat geht man noch ca. 15 Meter weiter rauf und macht erst auf der nächsten ebenen Etage Stand. Wir haben das nicht gemacht und eine kurze Länge eingebaut.
Dann kommt das Herzstück der Tour. Die steile und lange Schlüsselseillänge - die Verschneidung bis ans Ende rauf.
Wenn man die oben erwähnte Übersicht (hatten wir doch schon mal … ?) genauer angeschaut hat steigt man oben ganz links aus. Hier kommen beim letzten Stand mehrere Touren (verbohrt … hatten wir das schon?) zusammen. Ganz links wäre es leicht – die Schnecke beharrt aber darauf, dass es rechts leichter ist (links ist ausgesetzt – da die Wand darunter sehr steil runter zieht).
So darf sich die Schnecke noch ein letztes Mal plagen – dann sitzen wir im Wald.
Lohnend? - ich enthalte mich der Stimme :-)
Abstieg: der Fernwanderweg mit Geländer :-)
Fazit Alpinschnecke: drei Tage körperliche Aktivität hintereinander – eindeutig zu viel für meine aktuelle konditionelle Mißverfassung, weswegen ich der Burschlwand gerne zugestimmt habe – kurzer Zustieg, kurzer Abstieg, paar Kletterlängen, passt. Dass die Via Theresa die leichteste Tour in der Wand ist mag gut sein, nichtsdestotrotz war das Klettern mehr Qual als Genuss. Lag vermutlich auch an der Temperatur, die Burschlwand ist eine Winter- oder bedeckter - Himmel – Wand, bei 30 Grad hat man sogar die Theresa (beliebteste Route dort) fast für sich allein. Da die Wand sehr dunkel ist und die Stände zwar bequem, jedoch durchwegs mit sandigem Boden der gefühlt kurz vorm Kochen war ausgestattet sind, hatte ich in den Kletterschuhen bald das Gefühl dass meine Füße sekündlich explodieren könnten. Die Bewertung, 6, passt, sofern man die Technik der Verschneidungskletterei intus hat und außerdem ein paar Kraftreserven für die ziemlich ausdauernde Schlüsselseillänge. Ersteres habe ich, Kraftreserven.... na ja.... Die Tour ist ganz okay, nicht wirklich abwechslungsreich, mit dem richtigen Ausstieg wahrscheinlich noch eine Spur angenehmer. Dass die Burschlwand eine Lieblingswand von mir wird glaube ich eher weniger.
Fazit-Sprinter: die Möbel verliefert – die Sommerreifen montiert. Hat also gelohnt!
Topo: am Parkplatz befindet sich eine Übersichtstafel mit allen Routen der Burschlwand. Verlaufen kann man sich in der Tour dann eh nicht.