"Heimatliebe - der Zustieg", Karkopf, Wettersteingebirge

September 2018

Es ist Herbst, das Wetter stabil und ich freue mich darauf endlich wieder was in der Heimat zu klettern (nix gegen Arco, aber der Tiroler Herbst ist einfach schöner). Da passt eine Tour namens „Heimatliebe“ doch perfekt? Wir kennen die Gegend rund um den Karkopf vom „Knöpflerband“ und ich hoffe darauf heute einen nebelfreien Ausblick genießen zu können. Vorsichtshalber starten wir früh, um kurz nach halb sieben gehen wir vom Parkplatz los. Wir wollen den Aufstieg möglichst noch im Schatten gehen, außerdem soll der Einstieg nicht so einfach zu finden sein.

Es ist im ersten Teil der gleiche Zustieg wie zum Knöpflerband, nur muss man dann etwas früher eine Rinne hoch. Wir finden eine Rinne die uns richtig scheint, netterweise steht ein Steinmännchen an ihrem Eingang (übrigens das einzige während des gesamten Zustiegs). Also die Rinne hinauf. Bald kommen hier die ersten Kletterstellen, gefühlt wird immer mal wieder der 3. Grad erreicht. Am Seil zu gehen macht wenig Sinn, gutes Schuhwerk umso mehr. Einige Zeit später stehen wir vor einer Wasserrillenplatte, rechts geht es weiter eine Rinne hoch, vor der Abzweigung ist ein Felsbrocken mit zwei Bolts. Stand kann es keiner sein, möglicherweise eine Möglichkeit über die Rinne abzuseilen? Wir gehen rechts weiter, wieder kommt ein „Stand“ aber ohne Klettergelände. Weiter geht’s, es wird etwas felsiger, wir stehen vor einer Wand mit zwei Bolts und weil wir schon länger als 90 Minuten (laut Zustiegsbeschreibung der Zeitbedarf) unterwegs sind frage ich mal nach ob das jetzt nicht der Einstieg sein könnte.

„Nein.“ (Sprinter)

„Warum nicht?“ (ich)

„Ist halt so“ (Sprinter)

Ich liebe seine ausschweifenden Erklärungen…

Sprinter sucht die markante Schlucht die in der Zustiegsbeschreibung steht und hier ist keine zu sehen. Na gut.

Das Gelände ist hier schon deutlich felsiger, wir klettern also weiter nach oben (links vom Nicht – Stand). Der Nachteil wenn man an Schrofenkletterei gewohnt ist: man merkt nicht so schnell wenn man Zustiegsgelände verlässt. Wir klettern munter im dritten Grad dahin und langsam fühle ich mich wie in der „Rigelekante“: wenn es so weiter geht sind wir bald am Gipfel.

Ich sehe keinerlei Trittspuren, Sprinter schon („Schau, da sind dunkle Stellen, da ist schon wer gegangen“).

Jaha, schon möglich dass schon irgendwer vor uns den Irrungen der Zustiegsbeschreibung erlegen ist, aber wir müssen ja nicht jeden Blödsinn nachmachen!

Irgendwann ist auch Sprinter nicht mehr wohl. Wir halten Ausschau nach Bolts und sehen welche - weit links in einer Wand. Langsam sind wir komplett verwirrt. Weiter hinauf macht keinen Sinn, nach links oder rechts kommen wir nicht, also zurück. Hinaufklettern im 3. Grad ist nicht schwer. Abklettern im 3. Grad ist da schon deutlich anspruchsvoller.

Es dauert bis wir wieder am Nicht – Stand sind. Unsere Frustration steigt. Wir überlegen einfach hier einzusteigen, aber ich will lieber nicht, wir wissen ja nicht was das für eine Tour sein soll (oder ob es überhaupt eine ist, es gibt hier grundsätzlich keine Beschriftungen am Einstieg), und die „Heimatliebe“ ist hier die leichteste, alle anderen sind schwerer. Ich mag nicht nach drei Längen in 8er Gelände sein. Nö.

Super Wetter, rund um uns verlockende Felsen und wir haben keine Ahnung wohin, was kann es schlimmeres geben? (Mir fällt was ein: eine Zigarette und kein Feuerzeug, nur so als Vergleich).

Wir steigen weiter ab bis zur Wasserrillenplatte und suchen nochmal die Gegend ab, aber bis auf den Abseil? – Stand sehen wir keine Bolts. Wir vergleichen das Wandfoto mit der Wand, aber von hier aus bringt das nichts.

Es nutzt nichts, wir kehren um. Nun geht es also die 3er – Rinne wieder hinab, was gut funktioniert, nur über das steilste Stück seilen wir ab.

Als wir zurück bei der Abzweigung sind schauen wir uns die Wand nochmal von unten an. Ein Vergleich mit dem Wandfoto offenbart jetzt: der Nicht – Stand ganz oben war der Einstieg. Die markante Schlucht sieht man von unten, nicht aber vom Einstieg. Toll….

 

Fazit: Tolle Umgebung, sicher auch tolle Tour und den Zustieg kennen wir jetzt… die Tour steht auf der Projektliste ganz oben und wird sicher demnächst gemacht (dann gibt’s die „Heimatliebe – Teil 2“ J)!