„Tanti Auguri“, Nufenenpass / Val Bedretto, Cassina Baggio Südwand, 12 SL, 6a

Juli 2020

 

Wir ziehen weiter Richtung Nufenenpass und, was wir zum Glück noch nicht wissen, starten in eine Reihe von „leider nein“ Touren.

Der Nufenenpass ist für viele Schweizer eher umständlich zu erreichen weswegen es dort deutlich ruhiger zugeht als am Grimsel- oder Furkapass. Jedoch ist die Gegend sehr idyllisch und wir tuckern gemütlich Richtung Pass, wo uns ein heftiges Gewitter erwartet.

Am nächsten Tag ist es wieder strahlend schön und wir machen uns auf Richtung Cassina Baggio. Vom Nufenenpass geht es 4 km hinunter ins Val Bedretto. Nach einer Kehre gibt es eine Parkmöglichkeit und direkt in der Kehre startet ein Steig. Der Zustieg ist sehr gemütlich, vorwiegend eben, teilweise sogar leicht abwärts, was sich natürlich am Rückweg rächt.

Gut ersichtlich, weil vorbildlich mit Steinmännern markiert, zweigen wir nach einer guten halben Stunde nach rechts ab. Anstrengend sind eigentlich nur die letzten Minuten, das übliche Geröllfeld hinauf. Es liegt noch Schnee, aber unser Einstieg ist komplett schneefrei. Das Schneefeld bietet aber einen guten Hitzeschutz, denn hier ist es verdammt warm.

Um zum Einstieg zu gelangen muss man erst einen Vorbau überwinden (am Schild ist noch nicht der Einstieg!). Den Vorbau finde ich leicht zu klettern. Sprinter nicht, der wähnt sich schon in der Tour und wundert sich über die Bewertung. Es ist kein gutes Zeichen wenn Sprinter in einer 3er – Länge herumwurstelt. Immerhin startet die richtige Tour dann steiler und mit einer Verschneidung. Die ist leider, als einzige Stelle in der Tour, nass, wäre für mich aber auch trocken nicht ganz einfach zu klettern. Danach wird es aber immer netter. Nicht allzu schwer, wenn auch mit plattigen Einlagen. Sprinter hat sich mit der Plattensache noch nicht so ganz angefreundet und findet immer mal wieder kreative Varianten um die plattigen Passagen zu umgehen. Die Absicherung ist okay, allerdings eben nur wenn man an das Plattenzeugs gewöhnt ist.

Die vierte Länge, eine Viererlänge, steige ich vor. Geht ganz gut, die vielen Friends die Sprinter mir umgehängt hat brauche ich nicht. Unser Showstopper ist die fünfte Länge, die Sprinter vorsteigt. Unter uns gesagt, er murkst ziemlich herum, und etwa bei der Mitte ist dann Schluss. Zu plattig, zu schlecht gesichert, und die rettenden Freunde baumeln immer noch an meinem Gurt.... Das ist etwas schade, mir hat die Tour bis jetzt nicht schlecht gefallen. Aber die Moral in Abseiltouren ist bei uns generell etwas niedriger; die Option, jederzeit umdrehen zu können nutzen wir dann doch immer wieder ganz gerne.

 

Abstieg: abseilen. Die Längen sind ziemlich lang und trotz Doppelseil muss man Stand für Stand abseilen, nur die letzte Länge geht inklusive Vorbau. Retour den Zustiegsweg, wir machen eine ausgiebige Rast in der Murmeltierwiese und genießen das wirklich außergewöhnlich ruhige und schöne Ambiente.

 

Fazit: Falls man eine der Touren am Cassina Baggio ins Auge gefasst hat aber nicht sicher ist ob man den Schwierigkeiten gewachsen ist: trotzdem hingehen! Einer der schönsten Zustiege die ich in der Schweiz gemacht habe, die Idylle in der Wiese vorm Wandfuß ist knapp vor kitschig! Die paar Längen in der Tour haben mir gut gefallen, ganz leicht ist das alles aber nicht. Die Absicherung gerade mal gut, die Plattenbewertungen für unsereins wieder mal reichlich knackig.

 

Fazit Sprinter: Dass bei den Touren immer wieder technisch zu kletternde Passagen in den Topos nicht erwähnt werden kann man ernst nehmen. Komisch gezwungene Plattenpassagen neben Verschneidungen und Rissen … hat hier scheinbar sein müssen.

Man kann Platten ja lieben – aber hier wird einem das ja aufgezwungen … naja.

Dafür ist die Gegend absolut super schön und die Murmeltiere putzig klein.

 

Topo: z.B. Topoguide Kletterführer Alpen