Schweiz

 

Aus unserem lange herbeigesehnten Kletterurlaub wurde ein erkenntnisreicher, interessanter, manchmal sehr anstrengender und doch großteils schöner Roadtrip durch die Schweiz.

 

 

Unsere Route:

 

Von Innsbruck nach St. Christoph am Arlberg wo unser Urlaub gleich mit einem Regen – und daher Einkaufstag startet.

Weiter zum Furkapass ("ESE – Grat"), dann zum Grimselpass ( „Foxie“, „Südkante Mittagsfluh", „Katzenpfad“ in Handegg), dann zum Nufenenpass („Tanti Auguri“), anschließend hinunter Richtung Bedretto ( „Francesca“ am Monte Baggio), wieder retour zum Furkapass ( „Gross Bielenhorn“ ), ein Abstecher nach Göschenen wo wir nicht bleiben weil sämtliche Touren am Salbit mit einem Hüttenaufenthalt verbunden wären und das Wetter umschlägt.

Nächtigung am Oberalppass, dann durch das Val Medel in den Süden Richtung Lago Maggiore.

Nach einer unruhigen Nacht im Valle Maggia klettern wir die „Quarzader“ und machen uns dann, schon etwas ratlos, auf Richtung Val di Mello. Ein Erkundungswandertag macht klar: die dortigen Plattentouren harmonieren gerade gar nicht mit unseren Bedürfnissen.

Eher resigniert als zielstrebig geht es nun nach Bergell. Strahlend blauer Himmel aber Wind wie am Patscherkofel zu Föhnzeiten – mit wachsender Frustration brechen wir unsere Zelte in der Schweiz ab und tuckern weiter Richtung Gardasee.

In Sanico klettern wir die "Melissa Slimoncella" und beenden dann unseren Urlaub in, jawohl, in Arco wo die schöne „Via dell Arco“ und die gar nicht schöne „Via Catia“ den krönenden Abschluss bilden.

 

 

Was wir jetzt wissen:

 

Granit ist ein kompromissloses Gestein!

Granit ist nicht gleich Kalk. Entweder es gibt Griffe und / oder Tritte. Oder eben nicht. Mit der Zeit lernt man zwar, den Granit etwas zu deuten und auch mikroskopisch kleine Knubbel und Erhebungen zu erkennen, trotzdem ist Klettern „ohne alles“ verdammt anstrengend

 

Eine Platte ist eine Platte ist eine Platte...

Wer´s, so wie ich, lieber flach und plattig als steil und griffig mag, könnte in der Schweiz einen massiven Meinungsumschwung erleben. Noch nie habe ich mich so sehr über steile Passagen gefreut wie dort! Ähnlich wie in Verdon, wo Risse und Kamine für unsereins astronomisch unterbewertet scheinen, verhält es sich in der Schweiz mit den Platten. Wer also eine 4c Platte als Showstopper hat sollte nicht gleich an seinem Kletterniveau zweifeln. Auch wenn die „Foxie“ oder der „Katzenpfad“ am Grimselpass keine alpinen Offenbarungen sind ist es gar nicht verkehrt eine solche Tour mal zum Eingewöhnen zu klettern.

 

Nicht jede Stunde hat 60 Minuten

Die Schweizer stellen zwar weltbekannte Uhren her, nehmen´s  aber dann mit den Zeitangaben doch nicht so genau. Gefühlt hat eine Schweizer Stunde oft 90 Minuten und mehr, daraus resultierend dauert der 10minütige Gipfelaufstieg dann auch gerne mal eine halbe Stunde. Im Laufe einer Klettertour summieren sich diese Abweichungen, sodaß man am Ende möglicherweise nicht nur ein Zeit- sondern auch ein Energieproblem hat. Zeit- und Energiereserven einplanen lohnt sich!

 

Schweizer Schokolade schmeckt gut

ist aber teuer. So wie fast alles andere. Wir konnten es verantworten die Schweizer Wirtschaft nicht allzusehr zu unterstützen und haben uns vorab schon mit allem Überlebensnotwendigen (Bier. Zigaretten. Müsli.) eingedeckt. Die Öffnungszeiten der Supermärkte schienen mir nicht überall konform zu sein, was man allerdings immer bekommt ist Alpkäse, der wird nämlich an jeder Straßenkehre verkauft.

 

Die Schweizer machen keinen Müll

oder sie verarbeiten ihn flugs zu kleinen Kuckucksuhren. Jedenfalls ist es in der Schweiz sehr sauber, obwohl vielerorts kein Mistkübel zu finden ist. Brav haben wir unseren Müll gesammelt und geschlagene 10 Tage hinten in unserem Wohnmobil verwahrt bis wir ihn endlich legal entsorgen konnten. Ein Mirakel!

 

Sprachenvielfalt ist nicht nur schön

sondern auch schön verwirrend. Und zusätzlich zu Italienisch (oft), Französisch (selten) und Deutsch (ganz selten) gibt es in der Schweiz ja noch dieses komplett unverständliche Rätoromanisch (gelegentlich) und beinahe gleich unverständliche Schwyzerdütsch (sehr oft) – ein Gefühl als wäre man in den Niederlanden: klingt irgendwie entfernt wie Deutsch und trotzdem versteht man nur Bahnhof

 

In der Schweiz muss man nicht nur klettern können

auch abklettern, absteigen und abseilen sind notwendige Fertigkeiten um eine Tour nicht nur rauf sondern auch wieder runterzukommen. Selten habe ich so abenteuerliche Abstiege erlebt! In Summe muss ich sagen, dass wir gefühlt neben zusteigen, absteigen, abklettern und abseilen nur gelegentlich zum Klettern gekommen sind. Meine Füße taten jeden Abend weh, Muskelkater in den Armen hatte ich kein einziges Mal. Auch ein Grund, warum wir zum Schluss dann noch einen Abstecher zum Gardasee gemacht haben.