Jänner 2022
Mit den italienischen Bezeichnungen ist es so eine Sache. Kaum ist bei einem Steig irgendwo ein Meter Stahlseil, heißt der Steig „Ferrata“. Und am Ende eines Berges kommt ein Grat, ob da nun wirklich einer ist oder nicht spielt nicht sooo eine Rolle.
Jedenfalls: wer den „Cresta del Pezol“ in Erwartung einer tollen Grattour geht, wird eher enttäuscht sein. Man klettert immer im obersten Bereich des Felsens, was aber nicht der oberste Bereich des Berges ist.
All zu oft dürfte die Tour auch nicht begangen werden, sie ist alt, aber null poliert.
Die erste Länge ist schön, in kompaktem Fels, danach ist es meist ein Wechselspiel zwischen „ganz gut“ und „ganz schön brüchig“, man quert leicht und gemächlich durch die Wand und überwindet auch immer mal wieder grasige Abschnitte. Die Schlüssellänge ist gut gesichert, eine kompakte kleine Platte, nicht wirklich schwer. Die ersten 7 Längen sind also durchaus okay, leider hat die Tour aber 9 Längen.
Die achte Länge startet in Fels, nach einem komischen Seitwärtsmanöver landet man im Wald und verlässt diesen erst wieder am Ende der Tour. Besonders hässlich die 9. Länge, wo man sich, mit Hilfe von Ästen und Baumstümpfen, durch eine erdige Rinne wühlt. Gar nicht so leicht und trotzdem nicht schön.
Fazit: Kann man schon machen, vor allem wenn man am Pezol klettern will und einem die anderen Touren zu schwer sind. Wer richtig klettern will hat hier keine Freude. Zu- und Abstieg sind zumindest, wie üblich am Pezol, eine nette Wanderung.
Fazit Sprinter: Nur für Genuss-Alpinisten empfehlenswert. Der Fels wechselt zwischen super und recht übel. Die Absicherung ist dafür sehr gut und die Routenfindung angenehm.
Lohnt nur für Kletterer, denen das Ambiente und das Gesamterlebnis wichtig ist. Rein von der Kletterei sind nur Teile der Tour schön. Gut zu kombinieren der der Susy-Euphorie an der oberen Wand.
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Oktober 2020
Am Pezol gibt´s eine Grattour und eine Gipfeltour. Wer die beiden miteinander kombiniert erlebt ein kleines alpinistisches Abenteuer in toller Umgebung bei dem die Kletterei allerdings eher eine Nebenrolle spielt.
Wir haben die Touren getrennt voneinander gemacht und mit anderen Touren kombiniert, für die Susy bietet sich hier vor allem die „Trincea“ an, so ist man vom Ausstieg in ungefähr 20 Minuten beim Einstieg. Man folgt vom Strommasten den Abstiegsweg, bis man links einen roten Punkt auf einem Stein sieht. Beim ersten Versuch haben wir den übersehen, er ist recht weit oben, nur ein paar Minuten vom Strommasten. Vom roten Punkt führt ein Steig in den Wald und direkt zum Einstieg.
Die erste Länge der Susy ist gar nicht so einfach, mit einer 6er Passage über eine Felsstufe. Die nächste Länge, mit 20 Metern angegeben, hat wahrscheinlich nur 10 Meter, das ist mir aber erst aufgefallen nachdem ich ewig nach einem Stand gesucht habe. Stand gibt es keinen, aber einen Baum, bevor man nach rechts in die Platte steigt.
Die Platte ist spärlich abgesichert und der nächste Stand besteht aus Sanduhren. Über nicht wahnsinnig kompakten Fels geht es nach oben, die Schwierigkeiten gemäßigt, die Absicherung, bestehend aus Normalhaken und Sanduhren, auch.
Gegen Ende gibt es ein bisschen Gratfeeling und dann steht man auch schon wieder im Wald. Den Gipfel konnte ich nicht entdecken, der dürfte noch ein Stück oben und ziemlich unscheinbar sein.
Vom Ausstieg folgt man einem schwach ausgeprägten Steig (eher links), nach wenigen Minuten ist man wieder am bekannten Abstiegsweg.
Fazit: Die Susy lohnt nur in Kombination mit einer anderen Tour, die in der Gegend des Strommastens endet (Sulle pance di Pezol, Trincea oder die wenig lohnende Via Dante Dassati). Von unten zusteigen würde wohl mindestens eine gute Stunde dauern; dafür ist die Tour zu kurz und auch nicht wirklich spannend. Die Längen sind durch die Bank kürzer als im Topo, die Absicherung geht so, allerdings sollte man nicht unbedingt stürzen. Zwei Passagen sind schwerer, in der ersten Länge die Steilstufe und die Platte in der dritten Länge. Hie und da kann man die Absicherung mit Friends verbessern.
Fazit Sprinter: Friends mitnehmen - eher kleine. Die erste Länge ist gut und ganz schön zum Festhalten. 2. Länge ist leicht. Die dritte Länge hat super Fels - wobei man den ersten Teil nicht absichern kann ... klettert sich aber sehr gut. Die vierte Länge ist eher steiler und wieder besser gesichert und endet am Pfeilerkopf. Länge fünf geht schräg nach rechts und den angelehnten Pfeiler rauf. Immer leichter werdend endet Länge 6 dann am Pfeilerende am Baum - oder darüber in der Wiese bei den Bäumen.
R2-3 kommt hin. In Kombination mit einer der unteren Touren lohnend.
Topo: hier
Oktober 2020
Weil wir alpiner Absicherung nicht abgeneigt sind und einfach soo gerne am Pezol klettern, nehmen wir uns die „Dante Dassati“ vor. Sie steigt direkt neben der “Trincea“ ein, ist aber bei weitem nicht so beliebt. Wer also schon Seilschaften in Einstiegsnähe sieht kann sich trotzdem ziemlich sicher sein, dass man alleine in der Tour ist.
Die erste Länge steige ich vor weil sie leicht ausschaut und ich schon massig Sanduhrschlingen sehe. Wir sind verwundert, damit haben wir nicht gerechnet, allerdings wird bald klar, dass die Schlingen ihre Berechtigung haben. Brüchiger Fels, den ich nur aufs Sanfteste antippe.
Danach steigt nur mehr Sprinter vor – es wird ein bisschen schwerer, der Fels ein bisschen besser, die Absicherung weniger bis schließlich irgendwie gar nichts mehr da ist. So ganz sicher sind wir nicht ob wir richtig sind, aber auf einem Absatz blinkt ein nagelneuer Abseilring. Passt überhaupt nicht hierher, aber ist dann doch beruhigend. Was nun kommt kann man nur als erdige Kaminrinne bezeichnen. Wühlen im Dreck ist angesagt, sehr unangenehm und steil.
Wir nehmen nicht den Originalausstieg sondern den neuen, der wieder gut abgesichert ist aber ziemlich deftig startet. Zuletzt noch eine leichte Ausstiegslänge, vermutlich die schönste der Tour (was nicht sonderlich viel aussagt).
Fazit: Der Pezol ist toll und es ist verständlich dass man hier jeden Meter Fels nutzen will. Diese Tour ist trotzdem kein Gewinn, sehr inhomogen in allen Belangen (Fels, Absicherung, Schwierigkeiten) und nie wirklich schön. Eine der wenigen Pezol – Touren die man sicher meiner Meinung nach sparen kann.
Fazit Sprinter: wir wollten eigentlich die älteste Tour der Wand klettern. Beim Einstieg dann die Überraschung: gefädelte Sanduhren! Am ersten Stand dann noch ein Bolt ... nix mit "alt". in der zweiten Länge nehmen die Sicherungen dann ab - die Wegfindung nicht mehr ganz so einfach. Am Stand dann wieder ein Bolt. An der eindrucksvollen Kante dann rechts ums Eck und die Verschneidung rauf bis auf den Absatz. Hier wieder suchen wo es weitergeht. Schließlich entscheide ich mich für den direkten Weg nach oben. Keine Sicherungen und der Fels noch recht schmutzig und auch nicht ganz einfach zu klettern. Stand unter dem Überhang an einer gebohrten Sanduhr. Ab hier war die Tour sauber und auch gut gesichert. Der direkte Ausstieg über en Wulst und oben über schöne Platten und Risse ganz im Grill-Stil. Die Truppe um Grill waren da gerade am Herrichten der Tour ... die alte Tour gibt es so nicht mehr.
Keine Ahnung wie der untere Bereich inzwischen ausschaut - schön war nur der Anfang und das Ende.
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April 2019
Zum „Drüberstreuen“ nach der „Giubileo“ - die wirklich allerletzte Tour am Ir die noch unberührt ist vom Gespann Sprinter / Schnecke.
Die „Inquisitore“ hat nur drei Längen. Drei Längen, die sich deutlich anstrengender anfühlen als die 8 Längen zuvor in der Giubileo.
Man startet direkt neben der "Roccia Preziosa", nur geht es nicht rechts sondern links hinüber. Der Quergang ist leicht, fast wie eine kleine Rampe, danach geht es noch kurz steil nach oben. Die Tour ist 2018 eingerichtet worden und hatte wohl noch nicht extrem viele Begehungen – der Fels ist nicht rau sondern quasi jungfräulich. Kletterspuren gibt es kaum, umso öfter fragt man sich ob der angepeilte Griff wohl halten wird. Das und der Umstand das direkt über der Tour der steinige Abstiegsweg beginnt fördern ein gewisses Unwohlsein. Tatsächlich rauschen auch einmal direkt neben mir ein paar Steine vorbei. Kletterer sehe ich keine - gut möglich dass ein paar Gemsen „Triff den Kletterer“ spielen.
Nach der ersten kurzen Länge folgt eine deutlich längere und steilere. Vorsteigen ist in dieser Tour für mich ausgeschlossen, aber auch als Nachsteiger habe ich ein paar Zittermomente. Steil, die Sicherungen eher im zick – zack als von oben, ich plage mich. Die Tropflochplatte ist zwar nett zu klettern, aber die darauf folgenden Überhänge sind ein purer Kraftakt für mich. Nur der Umstand dass es ja nur drei Längen sind lassen mich durchhalten. Sogar Sprinter ist überrascht von der recht konstanten Steilheit der Tour.
Letzte Länge: Verschneidungen. Steile Verschneidungen. Nach oben kommen ist meine Devise, Genuss ist das keiner. Auch wenn es von unten betrachtet gar nicht wild ausschaut, die 6er – Bewertung ist nicht übertrieben.
Was die „Giubileo“ nicht geschafft hat, war für die „Inquisitore“ ein Kinderspiel: ich bin fertig.
Abstieg: zumindest der ist freundlich. Wie bei den anderen Ir – Touren kurz am Band nach rechts und dann hinunter (ca. 15 min bis zum Auto).
Fazit: muss man nicht unbedingt machen, wobei ein paar mehr Begehungen der Tour sicher nicht schaden würden. Sehr steil, zwar passabel aber nicht übertrieben abgesichert. Für mich klettertechnisch nicht mal als Nachsteiger sauber machbar, dafür gibt es einfach zu viele Stellen wo die Schwerkraft ihren Tribut fordert. Wer sich auf drei Längen richtig auspowern will und den 6. Grad souverän beherrscht könnte aber eventuell Gefallen an der Inquisitore finden.
Fazit Sprinter:
kann man mal machen – müssen tut man nicht! Als Zugabe für einen ausgefüllten Tag … wobei die Tour dafür schon recht steil & anstrengend ist.
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Feber 2019
Wir spielen „mix and match“: nach dem unteren Teil der „Incontro“ folgt der obere Teil der „Gufetto“, hier allerdings die Variante weil die normale Linie unten im Schatten liegt. Der Ir superiore ist eindeutig der Sonnenpool des Pezol – bevor wir in die Minitour einsteigen genießen wir die unglaublich warmen Februartemperaturen am Wandfuß. Deutlich mehr als 20 Grad hat es hier, zusammen mit dem Blick auf den Gardasee kommt fast Urlaubsstimmung auf (fehlt nur noch der Macchiato).
Die „Eule“ startet sympathischerweise gleich mit der 6+ Stelle: bis zum ersten Bolt ist es okay (links einsteigen!), dann wird es für zwei drei Meter schwerer, mit technischen und kraftigen Zügen bis in die Verschneidung. Ist man dort angelangt hat man das schwerste hinter sich und kann den rauen und korallenüberzogenen Fels genießen. Am ersten Stand erkämpfe ich mir den Vorstieg für die nächste Länge. Schräg hinüber geht es, bei der Sanduhrschlinge bin ich dann erst mal unschlüssig. Es sollte weiter hinüber gehen, aber die Position der Schlinge und und die Felsbeschaffenheit könnten auch nach oben weisen.... Während ich grüble höre ich nebenan Kletterer schnaufen. Ich luge um die Ecke und sehe einen Italiener am Stand der „Gufetto“ ankommen (der auch meiner ist). Okay, also doch weiter queren, es ist etwas ungut weil hier keine Sicherungen mehr sind (es ist allerdings auch nicht sehr schwer), wenige Meter später ist der Stand erreicht. Wie so oft klettern die Italiener zu dritt, und während Sprinter nachsteigt nähern sich die beiden anderen ebenfalls dem Stand. Theoretisch hätten sie den Vortritt, weil sie aber für die abschüssige Querung vor dem Stand ewig brauchen klettern wir als erster. Sprinter gibt Gas, kurz nachdem die Dreierseilschaft komplett ist hat er den Ausstieg erreicht. Es ist eng und ich mache dass ich weiterkomme. Ich mag es nicht wenn hinter mir Seilschaften sind, nun habe ich gleich drei Italiener im Rücken und fühle mich entsprechend unentspannt. Die dritte Länge ist steil, kurz, sehr gut abgesichert und ausgesprochen verschwenderisch mit Griffen ausgestattet. Es dauert gefühlt nur Augenblicke bis ich ebenfalls am Ausstieg bin, die Eile war aber umsonst weil die Italiener wohl insgesamt nicht die schnellsten sind. Auch zwei Zigaretten später ist noch niemand in Sicht.
Abstieg: ganz kurz nach oben und den mit Steinmännern markierten Abstiegssteig folgen (wie bei der Incontro superiore). Wenige Minuten bis zum Einstieg.
Fazit: für sich alleine kein Grund zum Pezol zu
fahren, aber im Anschluss an andere Touren sehr empfehlenswert. Nach dem schwereren Start wird es relativ entspannt, der obere Teil ist, in Ruhe geklettert, sicher ein Genuss. Der Fels ist noch
sehr griffig. Man muss wenig bis gar nicht selber absichern, eventuell ein Friend für den Riss und ein zwei Bandschlingen reichen aus.
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Feber 2019
Nach mehrwöchiger krankheits- und wetterbedingter Pause starten wir (wieder mal) nach Arco. Sollte sich jemand fragen warum wir nicht das supergeniale Schiwetter in Tirol ausnutzen: weil uns sonnenbeschienener Fels lieber ist als sonnenbeschienener Schnee, außerdem haben Sprinter und ich unterschiedliche Vorlieben was Wintersport angeht.
Jedenfalls machen wir uns auf in den Süden, und weil ich mich nach einigen sportlosen Wochen und einer extrem hartnäckigen Erkältung nicht unbedingt topfit fühle statten wir dem Pezol einen weiteren Besuch ab. Es wird vorerst wohl unser letzter sein, denn leider ist der Pezol ausgeklettert, es bleiben nur mehr eine sehr schwere und zwei sehr kurze Touren übrig.
Von der „Incontro“ haben wir den oberen Teil ja schon gemacht, nun ist der untere dran. Der Einstieg ist in der Nähe der „Gufetto“, nur geht man dann noch einige Meter dem Wandfuß entlang. Vor uns ist bereits eine Seilschaft, aber mir ist klar dass ich heute sehr langsam sein werde, deshalb stört uns das nicht (wir verlieren sie auch relativ schnell aus den Augen).
Der Tourenverlauf ist, wie üblich hier am Pezol, sehr quergangslastig, wobei Quergang vielleicht das falsche Wort ist, eher sind es schräge Abschnitte die meist auch nicht wirklich schwer sind. Es ist sowieso schon erstaunlich wie viele Touren Heinz Grill und Konsorten hier in die Wand gebastelt haben, es macht den Eindruck als würde hier jeder kletterbare Meter ausgenutzt.
Die „Incontro“ ist, was die Schwierigkeiten angeht, sehr konstant, durchwegs sind es 6er Längen, die Schlüssellänge ist die vorletzte und führt über eine nicht sehr steile aber auch nicht sehr großgriffige Platte. Hier gibt es zwei Bolts (der dritte ist weiter oben vor dem Stand), für Plattenliebhaber nicht schwer, für Sprinter, der es lieber steil mag, ist die Absicherung verbesserungsbedürftig. Für den Nachsteiger ist die Länge aber kein Problem. Eigentlich wollte ich die letzte Länge vorsteigen, aber der Start (eine Kante zum piazen) schaut nicht sehr verlockend aus und die Absicherung, ein Normalhaken weit oben, trifft mein Sicherheitsbedürfnis auch nicht ganz. Ich lasse Sprinter den Vortritt und das passt im Nachhinein ganz gut so.
Abstieg: erübrigt sich, wir befinden uns wenige Meter unterhalb des Abstiegsweges.
Fazit: ich bin weit von meiner Bestform entfernt, deswegen war auch diese kurze und nicht übertrieben schwere Tour schon eine kleine Herausforderung. Objektiv betrachtet ist die“Incontro“ sehr homogen. Der Fels ist meist sehr gut – einzig in der dritten Länge sollte man vor dem ersten Normalhaken vorsichtig klettern – Sicherungen davor werden eher nicht halten – der Fels ist dort eher splittrig. Alles in allem machts Spass!
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Jänner 2019
Die „ Roccia Preziosa“ war nicht leicht aber auch nicht lang. Kurz nach Mittag sind wir wieder beim Einstieg und nach einer kurzen Pause steigen wir in die „Incontro“ ein. Diese Wand ist kein Berg sondern maximal ein Hügel, beunruhigend allerdings der Quergang in der zweiten Länge den man vom Einstieg (der ausnahmsweise nicht angeschrieben ist) schon erschreckend gut sieht.
Zuvor kommt aber die erste Länge, die durch eine nicht sehr schwere Rissverschneidung und anschließend über eine ebenfalls leichte Platte führt. Üppig ist hier die Absicherung nicht, aber die Schwierigkeiten halten sich ja auch in Grenzen.
Am ersten Stand hat man dann einen prächtigen Blick auf den folgenden Quergang. Was meine Psyche mehr belastet als der Quergang an sich ist seine Position – direkt über dem Überhang. Und wir wissen ja was das im Fall eines Sturzes bedeutet... Ich klettere die Hälfte des Quergangs sauber, ab der Mitte gilt für mich nur noch die Devise „Hauptsache den Stand erreichen“ und ohne Skrupel greife ich mir die Expressen als Kletterhilfe. Schade im Nachhinein, weil die zweite Länge trotz 6er Bewertung gut zu klettern ist, mit reichlich Tritten und Griffen und zudem sehr gut abgesichert.
Zur Wiederherstellung meiner Kletterehre steige ich die dritte Länge vor. Sprinter schwitzt zwar wieder Blut und Wasser, aber hier driften auch unserer Vorlieben auseinander. Sprinter mag es steil und gut gesichert, ich lieber weniger steil und dafür gerne auch mit weniger Sicherungen.
Jedenfalls kein Problem für mich, dafür darf Sprinter dann gern die letzte Länge für sich beanspruchen. Die Schlusswand ist steil aber auch nicht übertrieben schwer, nur stellenweise fehlen ein bisschen die Griffe....
Abstieg: Noch eine Spur kürzer als zuvor (der superkurze Aufstieg fällt weg), ansonsten aber gleich.
Fazit: diese Tour hat mir trotz Quergang gefallen. Zwei leichtere und zwei schwerere Längen, die schweren deutlich besser abgesichert, der Fels gut und der Quergang könnte fast als „Übungsquergang“ bezeichnet werden, auch wenn er furchteinflößend ausschaut. Wir haben hier als zusätzliche Sicherungen nur ein paar Bandschlingen und einen Friend in der vierten Länge gebraucht.
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Jänner 2019
Wir verbringen einen Tag in Arco (über unseren CO² Fußabdruck will ich manchmal lieber nicht nachdenken [aber ich gehe ansonsten fast nur zu Fuß und unser Auto ist echt winzig!]). Sicherheitshalber, und weil es für heute nicht wirklich warm gemeldet wurde, starten wir gleich zum Pezol. Viele Touren sind ja leider nicht mehr übrig, aber für einen Tag reicht es erst mal.
Wir treffen gleichzeitig mit der Sonne am Einstieg der „Roccia“ ein, was gut ist, denn ohne Sonne ist es wirklich frostig heute.
Sie liegt direkt neben der „L´inquisitore“ und die ersten Meter haben die beiden gemeinsam. Die „L´inquisitore“ geht dann nach links (gut sichtbare Sicherungen), die „Roccia“ nach rechts (keine sichtbaren Sicherungen). Gleich mal zum Anfangen ein Quergang, na ja, nicht unbedingt ein toller Start.
Es folgt eine leichte Rampe in der zweiten Seillänge und eine nicht so leichte Verschneidung in der dritten. Die Verschneidung ist relativ steil und gegen Ende gibt es dann auch keine Sicherungen mehr – man muss dann nach links und hinauf zum Baum der als Stand dient. Leider ein Stand im Schatten (der einzige heute) und man merkt sofort: ohne Sonnenbestrahlung ist es richtig jännerlich.
In der vierten Seillänge kommt Sprinter kurz ins Schwitzen: erst relativ leicht hinauf, dann aber queren auf warzenähnlichen Gebilden. Hier kommt in der Mitte ein Friend zum Einsatz, für mich als Nachsteiger war es halb so wild. Man muss sagen dass der Fels in der Tour zwar nicht immer total vertrauenswürdig ist, dafür aber ausgesprochen griffig. Die Tour ist ja auch noch sehr neu (2018).
Neben uns in der Inquisitore wird auch geklettert, sonst sehen wir heute niemanden (mal abgesehen von ein paar Spaziergängern). Die Schlusswand ist dann noch mal ziemlich steil, und schon sind wir am Ausstieg.
Abstieg: ein Klacks. Erst auf dem Band nach links queren , dann wenige Meter nach oben und schließlich den Steinmännern folgend nach unten. Nach gemütlichen 10 Minuten ist man wieder am Einstieg (wir haben dort unseren Rucksack deponiert).
Fazit: kurz aber
stellenweise gar nicht so ohne. Die Quergänge waren für mich weniger das Problem, eher die Verschneidung und die steilen Passagen. Der Fels ist weniger gut als in den anderen Touren, allerdings
wurde hier sicher auch noch nicht viel geklettert. Friends und Schlingen kann man gut einsetzen.
Nicht unbedingt meine Lieblingstour am Pezol, schon eher etwas für Fortgeschrittene.
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Jänner 2019
So. Nach unserer Odyssee durchs Sarcatal stehen wir beim Auto, es ist halb zwei und wir sind ein kleines bisschen frustriert. Aber: eine letzte Chance auf zumindest eine Minitour gibt es noch. Der Pezol ist nämlich immer noch in der Sonne und wird es auch bleiben bis die Sonne wirklich untergeht.
Also ab Richtung Bolognano, um kurz vor zwei verlassen wir das Auto und machen uns auf zum Einstieg. Anders als die „Trincea“ geht es nicht hinauf sondern hinab, die Tour startet nämlich im unteren Teil und wenn alles gut geht sollten wir beim Ausstieg dann wieder genau auf dem letzten Teil des Abstiegs landen. Auf einem steilen Waldsteig geht es also hinunter, nach etwa 10 Minuten sind wir beim Einstieg.
Dieser ist nicht nur angeschrieben sondern auch mit einer namensgebenden Eule („Gufo“) versehen. Topo haben wir keines mit, brauchen wir nicht (sagt Sprinter).
Die erste Länge ist eine Wohltat. Nach den abgeschmierten Touren von heute klettern wir jetzt endlich in griffigem Fels. Abgesichert ist die Tour mit Sanduhren und auch einigen Bolts.
Beim ersten Stand ziehen wir uns aus – die Sonne brennt förmlich herunter und sogar nur mit Top ist es richtig warm.
Nun geht es in die zweite Länge, Sprinter klettert erst die Verschneidung und dann Richtung Überhang. Eine 6- soll es sein, aber so wie er sich abquält kann irgendwas nicht stimmen. Mehrmals setzt er sich ins Seil (sehr unüblich) und braucht ewig bis er endlich am Stand ist. Dort sieht er dann auch den richtigen Stand, viel weiter rechts. Er hat in die falsche (schwerere )Tour gewechselt und muss sich wieder abseilen. Richtig wäre: Die Verschneidung hinauf und dann rechts halten. Hier kommt dann auch ein Bolt den man von weitem nicht sieht. Mit Topo logisch, ohne Topo Verhauergefahr wenn man sich nur auf die sichtbaren Sicherungen konzentriert.
Ich werde schon ein bisschen nervös, noch scheint die Sonne und die Tour ist nur kurz, aber ewig Zeit haben wir dennoch nicht.
Die richtige zweite Länge ist aber deutlich leichter und schnell geklettert. Die nächste Länge beschreibt einen Halbkreis – rechts hinüber, hinauf, dann links und wieder hinauf. Bis auf das letzte steile Stück nicht schwer und mit super Fels.
Das Grasband hinüber zum nächsten Stand darf ich vorgehen, richtige Länge klettere ich heute keine (aus Zeitmangel und weil ohne Topo die Überraschungsgefahr zu groß ist).
Die nächste Länge finde ich eigentlich auch nicht schwer, nur die Sicherungen sind etwas mager. Ich treibe Sprinter zur Eile an, lange ist es nicht mehr hell.
Beim letzten Stand habe ich noch Sonne, aber wieder gestaltet sich die Tourenfindung als schwierig. Eigentlich geht es leicht rechtshaltend gerade nach oben, aber nach den ersten 4 Sicherungen sieht man nichts mehr und ohne Topo... es dauert jedenfalls wieder und ich bin heilfroh als ich Sprinter „Stand“ schreien höre. Zeitgleich verschwindet die Sonne und es wird schlagartig 10 Grad kälter. Schnell den Pullover anziehen und die letzten Meter hinauf. Als ich beim Ausstieg stehe ist es nicht nur merklich kühler sondern auch dunkler.
Abstieg: Zum Glück ist der „Abstieg“ wirklich nobel und sehr kurz, wir steigen quasi direkt auf dem Weg aus und sind 15 Minuten später beim Auto.
Fazit: diese Tour hat unseren Tag gerettet! Überhaupt wird der Pezol immer mehr zu einem kleinen Lieblingsgebiet von mir. Die Touren eher kurz, man kann auch mehrere miteinander kombinieren. Weniger los als in anderen Wänden rund um Arco, Sonnenschein bis zur letzten Sekunde und Traumaussicht auf den Gardasee. Ein liebevoll hergerichtetes Gebiet mit (noch) tollem griffigen Fels. Zwar ist die Absicherung gelegentlich verbesserungsbedürftig, an die leichteren Touren können sich aber auch die nicht so versierten Kletterer wagen – die Touren sind so kurz dass man sich in Ruhe hinaufarbeiten kann. Der Umgang mit mobilen Sicherungsmitteln und den oberen 5. Grad sollte man (als Vorsteiger) in dieser Tour aber beherrschen. Die zweite und vierte Länge kann man in dieser Tour nicht wirklich gut absichern, manche Felsabschnitte klingen auch unangenehm hohl - hier braucht es etwas Vorstiegsmoral. Topo mitnehmen!
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Dezember 2018
Wir haben im Herbst ja mal diese Tour am Pezol gemacht und sind dabei fast geschmolzen. Nun ist es Dezember und als wir vom Auto starten ist es frostig. Nix mit südlicher Wärme, unter unseren Schuhen knirscht der Reif und ich bereue schon nicht eine wärmere Jacke mitgenommen zu haben.
Der Zustieg ist im Wesentlichen gleich wie beim letzten Mal, nur haben wir diesmal keine Beschreibung mit (sehr empfehlenswert!) und zweigen natürlich falsch ab. Nach einigem Herumirren stehen wir aber trotzdem vor dem Einstieg – und in der Sonne! Zum Glück, denn diesmal sind wir nicht alleine, zwei weitere Seilschaften sind in der Tour und für uns heißt es erstmal warten. Die erste Länge wirkt von unten sehr gemütlich, aber unsere Vordermänner haben das Speedklettern nicht gerade erfunden und es dauert bis wir endlich einsteigen können. Weil wir ohne konkreten Tourenplan nach Arco gefahren sind habe ich mir diesmal das Topo nicht genau angeschaut und warte in jeder Länge auf die schwere Stelle – sie kommt aber nicht! Dafür finden wir deutlich mehr Sicherungen vor als wir erwartet haben. Zwar keine Bolts, aber reichlich Sanduhren und einige Normalhaken. Eine wahre Genusstour und durch die Lage auch temperaturtechnisch ein Genuss. Wenn nicht gelegentlich ein kalter Wind wehen würde könnte man fast von „warm“ sprechen.
5 Längen hindurch gibt es keinen Klettermeter der zu anspruchsvoll wäre, auch mobile Sicherungsmittel brauchen wir kaum. Nur in der Schlüsselseillänge sind ein paar Friends hilfreich, ansonsten kann man die vorhandene Absicherung gelegentlich mit ein paar Sanduhrenschlingen verbessern. Die Stände sind teils sehr kreativ mittels (massiven) Sanduhren gebaut, einige Stände wurden mit Ringen saniert. Bis auf die erste Länge ist der Fels erstaunlich kompakt und kaum poliert.
Nach der letzten Länge hat man nun die Möglichkeit nach links aus der Tour zu queren oder die Bonuslänge rechts dranzuhängen. Diese 6. Länge ist etwas schwerer, sie führt erst über einen steilen Pfeiler und dann über einen Riss in einer Platte nach oben. Dieser Abschnitt ist auch die Gesamtschlüsselstelle, im Grunde genommen ist es ein Meter der deutlich anspruchsvoller als die restliche Tour ist. Der Ausstieg ist namensgebend für die Tour – ein Schützengraben („Trincea“), von dem aus man logischerweise einen super Ausblick hat.
Abstieg: fast gleich nur etwas kürzer als beim letzten Mal – wenige Minuten aufsteigen bis zum Strommasten mit Schaukel, dann dem Pfad nach unten folgen (etwa 30 Minuten).
Fazit: insgesamt eine der leichtesten Touren die ich in Arco bisher gemacht habe und für diesen Schwierigkeitsgrad definitiv die lohnendste! Wenn man den 5. Grad solide beherrscht gibt es keine bösen Überraschungen, die Absicherung ist durchwegs gut, die Stände ebenfalls. Gelegentlich kann man etwas nachbessern, je nach Sicherheitsbedürfnis. Ein paar Friends und dünne Reepschnüre zum Sanduhrfädeln sollte man dabeihaben. An einem wolkenlosen Wintertag gibt es hier perfekte Bedingungen, von etwa 10 Uhr bis 15 Uhr ist der Fels in der Sonne.
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September 2018
An einem Wochenende im Herbst in Arco klettern und dabei alleine sein – geht nicht? Doch, wenn man sich die richtigen Touren aussucht! Unsere Wahl fällt auf den Pezol nahe Bolognano, dort waren wir noch nie. Der Pezol wird für die kalte Jahreszeit empfohlen, wir haben Mitte September und 28 Grad – sicher auch ein Grund warum dort niemand sonst klettert, allerdings schauen Zustieg und Tour nicht so aus als wäre im Winter dort viel mehr los.
Wir parken vor einer Kehre und starten los, es geht entlang eines Steiges durch einen Wald der durchaus das Prädikat “verwunschen” verdient hat. Der Weg ist markiert, trotzdem sollte man die Zustiegsbeschreibung griffbereit haben, es gibt nämlich immer wieder irreführende Abzweigungen.
Nach einer knappen halben Stunde sind wir am Einstieg. Sprinter startet in die erste Länge die sanft beginnt und in einer 6er Verschneidung endet. Ich steige nach, wie üblich mit dem Rucksack, und in der Verschneidung rinnt der Schweiß bereits in Strömen. In der nächsten Länge geht es weiter die Verschneidung hinauf, danach folgt eine eher brüchige Passage (in der ich mir meine Hose ruiniere). In der ganzen Tour wechseln solche Passagen mit kompaktem Fels. Anschließend klettert Sprinter den ersten Teil der langen Querung, ich schnappe mir den zweiten Teil. Speziell die Querungen sind sehr gut abgesichert, alle paar Meter klinke ich eine Sanduhrschlinge. Nun muss ein Bauch überwunden werden, wie erwartet plage ich mich, gerade hier ist der Rucksack mit dem zusätzlichen Gewicht nicht sehr hilfreich. Die Tour zieht stark nach rechts, dementsprechend viele Quergänge und Rampenpassagen gibt es. Die Schlüssellänge startet auch mit einem Quergang und geht dann steil nach oben. Die letzten Längen sind dann nach meinem Geschmack: nicht mehr ganz so steil mit vielen stufigen Abschnitten.
Vom Ausstieg hat man einen phantastischen Ausblick auf Arco und den Gardasee den wir nur bedingt genießen können, leider ist es heute nämlich ziemlich diesig und außerdem sind wir beide dem Verdursten nahe (ich träume seit der 5. Länge von einem kalten Cola light).
Abstieg: es geht erst noch ein paar Minuten steil nach oben. In der Wand hatten wir immer ein bisschen Luftzug, hier aber staut sich die Hitze und wir sind nach wenigen Schritten klatschnass. Der Abstieg ist ebenfalls markiert, wie beim Zustieg gibt es aber immer wieder Abzweigungen. Wir halten uns nach links unten und sind nach einer halben Stunde beim Auto (und wenig später beim Supermarkt wo wir uns mit Kaltgetränken eindecken).
Fazit: Schöne Tour für den Spätherbst! Meist ziemlich gut abgesichert, mit wenigen schwereren Passagen. Der Fels ist ziemlich rau, dafür muss man immer wieder aufpassen wo man hintritt und -greift, nicht alles ist bombenfest. Wie man am Wandbild erkennt ist der Routenverlauf sehr quergangslastig, anspruchsvoller habe ich aber die steilen Abschnitte gefunden.
Topo: im Führer "Hohe Wände im Sarcatal"