Feber 2022
Wir waren in Arco und sind die Nataraj geklettert. Wenn ich sage „wir sind die Nataraj geklettert“ bedeutet das: Sprinter ist geklettert und ich habe mich irgendwie nach oben gekämpft. Irgendwer muss ihn ja schließlich sichern!
Ich erwähne das, damit nicht der Eindruck entsteht ich würde locker flockig eine 8- klettern. Das tue ich nicht, und auch nicht die vielen 7er vorher. Ich betrachte solche Touren als Fitnesstraining und versuche, den einen oder anderen Meter zumindest sauber nachzusteigen (was mir auch gelungen ist).
In Mandrea gibt es keine leichten Touren (Oder kennt jemand eine? Her damit!). Die „Nataraj“ ist sicher nicht die schwerste, für mein Niveau aber unglaublich anstrengend.
Die zweite Länge wollte ich vorsteigen und habe vor dem 3. Bolt aufgegeben, weil die Absicherung doch recht waghalsig ist. Die Verbindungsquerung in Länge 7 steige ich vor, allerdings ist das weniger klettern und mehr Blockgurkerei. Die Ausstiegslänge der direkten Variante hätte ich vorsteigen können (wenn noch ein Funken Energie in mir gewesen wäre).
Gut gefallen hat mir die 6. Länge, die zwar oben etwas brüchig aber trotzdem ziemlich nahe an meinem Kletterkönnen ist, was ein mehr als notwendiger Motivationsschub war.
Erstaunlich schwer und konstant anstrengend ist die 8. Länge, die vom Stand aus gar nicht schwer ausschaut – ein Wolf im Schafspelz sozusagen.
Weil Sprinter den Originalausstieg schon geklettert ist und nicht schön gefunden hat nehmen wir die direkte Variante. Wegen der vielen Bolts schreckt mich die Bewertung nicht so, aber!: diese Länge ist wirklich durchgehend schwer und verdammt steil! Um nach oben zu nullen bräuchte es noch mindesten 5 Bolts mehr, heißt: auch der Nachsteiger muss zwischen den Bolts irgendwie weiterkommen, und nach 9 großteils echt kraftraubenden Längen ist das leichter gesagt als getan.
Man kann sagen: Sprinter ist diese Länge zweimal geklettert – einmal im Vorstieg und einmal für mich, sozusagen.
Wie man sowas vorsteigen kann ist mir, wie so oft, sowieso ein Rätsel, aber das ist eine andere Geschichte.
Fazit: ich fühle mich eigentlich unwürdig über die „Nataraj“ zu resümieren. Für sehr gute Kletterer sicher eine tolle Tour, es braucht aber nicht nur einen guten Vorsteiger sondern auch einen leidensfähigen Nachsteiger um da rauf zu kommen. Es gibt keine schrecklichen Querungen, jedoch sehr viel „steil“ das es zu überwinden gilt, und mit Verschneidungen sollte man definitiv umgehen können. Was den Zeitbedarf angeht: wer schafft diese Tour in drei Stunden??? Wir sind um 9 Uhr vom Auto los und waren um 16:45 retour; ich würde sagen für die reine Kletterei haben wir fast 6 Stunden gebraucht. Und wer glaubt das liegt an mir: vor uns war eine Wechselführungsseilschaft; beide sicher gute Kletterer, die bis zum Ende immer eine Länge vor uns waren. (Will damit sagen: die waren auch nicht schneller als unsere „Kletter- Nuller – Seilschaft“). Also: Zeitreserve einplanen schadet nicht.
Fazit Sprinter: zur Tour: Kaltstart - also überlegtes Klettern in der ersten Länge angesagt - sonst pumpt es. Die zweite Länge ist unangenehm abgesichert. Wer hier abgeht macht länger Pause - wieso man eine einzelne Länge einer über 10 Seillängen langen Tour so besch... absichert werde ich nie verstehen. Längen 3 bis 7 gehen so dahin. Die Länge 8 ist sehr anstrengend. Die Tritte auf der Platte links sind schon recht poliert. Der Direktausstieg startet gleich mit einem kleinen Dach. Die guten Griffe darüber sind von unten nicht sichtbar. Dann zieht es richtig steil nach rechts rauf und richtig cool über die Kante ins flachere Gelände. Zum Schluss dann nochmals über einen Bauch mit Unterbrechung zum Stand direkt darüber. Guter Fels & noch bessere Absicherung. Viel schöner als der Originalausstieg - aber doch um einiges schwerer. Wer sehr müde ankommt geht besser rechts.
Ein Lob an meine Schnecke für das Verlagern ihrer 10 Fitnessstudio-Einheiten ins Freie. Trotz recht bescheidenen A0-Fähigkeiten hat sie sich tapfer durchgekämpft. Irgendwie ist mir die Erinnerung an die Steilheit dieser Tour bei der Vielzahl der gekletterten Touren abhanden gekommen. Den "Biss" meiner Schnecke kannte ich noch - dieser wurde mir wieder eindrucksvoll bewiesen. Da können sich ganz viele eine extradicke Scheibe runterschneiden!
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