Jänner 2022
Die Rupe Secca ist nicht unbedingt eine Big Wall, nichtsdestotrotz bietet sie einige ganz interessante Touren. Gut für den Ankunfts- oder Abfahrtstag, und zusammen mit dem eigenwilligen Zustieg ergibt sich dann doch sowas wie eine Halbtagsunternehmung.
Vom Kletterparkplatz Castello in Laghel spazieren wir Richtung Gipfel – nach ein paar Minuten auf dem Wanderweg geht es rechts weg, man ist von dort dann in flotten 15 Minuten auf dem Gipfelplateau.
Wir müssen abseilen, die Abseilstelle erreicht man direkt wenn man den Steinmännern folgt. Wir sind mit 70m Seil unterwegs, laut Sprinter Luxus weil auch ein 60m Seil reichen würde.
Er seilt vor, es dauert, irgendwann ist das Seil locker und ich seile nach. Sollte ein kurzer Abseiler sein, allerdings ist er überhängend. Auf halbem Weg ruft Sprinter nach oben, ob ich einen Abseilstand sehen würde. Das ist KEIN gutes Zeichen. In der Luft baumelnd entdecke ich den Stand in einer Felsnische, tarzanmäßig schwinge ich hinüber, nicht sehr elegant aber letztlich erfolgreich. Seil abziehen, Seil durchziehen, Seil zu Sprinter werfen (er sichert an einem Baum), weiter geht’s. Nächster Stand, nächstes Problem. Wo ist der nun wieder? Jedenfalls nicht nach 30 Metern, grade mal so geht es sich mit 35 Metern aus. Letzter Abseiler, ich habe den Auftrag nach Sicherungen in unserer Tour zu spähen, sehe nicht wirklich was. Egal, Sprinter will´s probieren.
Die erste Länge ist eine imposante Rissverschneidung. Sehr steil, und wie erwähnt scheint sie nicht gerade übersichert weswegen Sprinter auch sehr zaghaft klettert. Wundersamerweise taucht nach einem maroden Normalhaken ein Bolt auf, dann noch einer, links in der Wand und weil felsfarbig gut getarnt. Schwung nach rechts, danach wird´s leichter. Ich plage mich sehr, es schaut nicht nur steil aus. Aber hat man den Pfeiler überwunden wird es wirklich leichter. Die nächste Länge, plattig mit reichlich Löchern, ist dann wirklich toll, ganz oben geht es nach rechts auf einen Gupf (sieht man nicht wirklich da hier keine Sicherungen sind) und nach ein paar Meter weiter zum Stand auf einem Band. Die letzte Länge ist dann wirklich Genuss. Erst ein Bauch mit Henkeln, dann plattig mit vielen Schuppen, die zwar oft hohl klingen aber alle halten. Eine wirklich tolle Länge die uns wieder direkt zum Abseilstand führt.
Fazit: Klein aber oho könnte man sagen. Die Tour hat über 40 Jahre auf dem Buckel, ist aber null abgeschmiert. Die Stände sind mit (neuen) Ringen versehen, in Summe ist die Absicherung viel besser als befürchtet. Zum Abseilen bietet sich ein Doppelseil oder zumindest 70m Seil an, außer man traut sich Millimeterarbeit zu. Die ersten Meter sind hart, danach ist es Genuss pur.
Fazit Sprinter: T-Shirt im Jänner ist GEIL! Tour lohnt & hat auch in der ersten Länge – zwar unsichtbare – aber doch Sicherungen.
Topo: arrampicata – arco.com
Juni 2019
Wer viel in Arco klettert hat vielleicht schon mal das Gipfelkreuz bewundert dass sich neben dem Parete San Paolo auf dem Rupe Secca befindet. Wegen der Hitze kommt eine Tour hier heute nicht infrage, aber wo vorne Sonne ist könnte auf der Hinterseite Schatten sein, deswegen machen wir uns auf nach Laghel um uns mal den Rupe Secca genauer anzuschauen.
Die Zustiegsbeschreibung verwirrt mich, auf den Berg hinauf, hinüber, dann wieder hinunter, es klingt für mich wie ein eigenwilliger Zustiegsversuch von Sprinter, ist aber tatsächlich so gemeint.
Man könnte den Einstieg zur „Ragazze“ ganz bequem in ein paar Minuten erreichen indem man einfach durch den Olivenhain spaziert der davor ist. Leider ist der mittlerweile ein Privatgrund mit Betretungsverbot, weswegen man sich der Tour von oben nähern muss.
Wir parken ganz oben bei der Kapelle, laut Beschreibung folgt man nun 12 (!) Minuten dem Weg und biegt dann rechts ab. Mal davon abgesehen dass 12 Sprinterminuten ganz woanders hinführen als 12 Schneckenminuten finden wir keine geeignete Abzweigung und spazieren somit den normalen Wanderweg bis hinauf zum Gipfelkreuz. Was mich normalerweise ärgern würde ist mir diesmal egal. Der Wanderweg ist wirklich empfehlenswert (auch für Kinder), wir passieren einen kleinen Klettergarten (der vermutlich nur für Kinder und blutige Anfänger interessant ist) und erreichen in etwa 30 Minuten den Gipfel. Tolle Aussicht, tolles Ambiente, die paar Minuten mehr waren nicht umsonst. Wir gehen bis zum südlichen Rand, von dort führt eine waldige Rampe wieder nach unten. Zweimal kurz abseilen und wir sind beim Einstieg. Wir haben Glück und können die Tour gerade noch im Schatten klettern.
Die erste Länge ist kurz und leicht und führt über blockiges Gelände. In der zweiten Länge geht es schräg hinauf, zu Beginn kann ein Friend für den Riss hilfreich sein, ansonsten sind die Sicherungen ausreichend.
Länge drei führt über Verschneidungen bis zu einem wiesigen Abschnitt, die Verschneidungen kann man ebenfalls mit Friends und Bandschlingen noch zusätzlich absichern.
Die vierte Länge: einige Meter über die Kante eines Felsbrockens, dann zurück bis man unter der letzten Wand steht.
Die letzte Länge geht erst ein paar Meter nach rechts über eine leichte Rampe, dann ziemlich steil gerade hinauf , eine Verschneidung entlang und dann, als grandioses Finale, über löchrige Platten.
Abstieg: Steinmännern folgend dem Gratrücken entlang nach links bis man auf einen Steig trifft, diesem folgen bis man wieder auf dem Wanderweg ist – ca. 15 Minuten bis zum Auto. Beim Abstieg haben wir auch gesehen wo die beschriebene Abzweigung für den Zustieg ist. Man trifft nämlich (nach ungefähr 12 Minuten...) zu rechter Hand auf ein paar Stufen. Diesem Weg folgen, nach ein paar Minuten trifft man auf eine Felsstufe die mit einem Strick versichert ist. Ich finde allerdings dass man ruhig auch den „langen“ Zustieg nehmen kann weil es ein netter Spaziergang ist.
Fazit: Absolut empfehlenswert, vor allem an heißen Vormittagen. Netter Zustieg – in 45 Minuten hat man alles dabei: eine Wanderung zum Gipfelkreuz, flanieren über den felsigen Gratrücken und zwei kurze Abseiler (auch zum Üben geeignet!). Die Kletterei nicht allzu schwer und doch abwechslungsreich und der Zustrom hat sich bei uns auch in Grenzen gehalten. Der Fels ist meist gut, die Absicherung okay, kann aber auch selber mit Friends und Bandschlingen gut verbessert werden.
Fazit Sprinter:
Der oben angeführte Abzweiger geht über die Treppe mit dem Hinweis „privato“ hinauf und am Tor dann links rauf bis zur Seilversicherung. Dann ist der Weiterweg klar ersichtlich. Wer die Ausstiege vom Rupe Secca nicht kennt wird die Abstiegsrampe nicht so leicht finden … Die Tour ist wirklich nett. Am Anfang der letzten Länge ein bisschen vorsichtig klettern – mir ist ein recht solid wirkender Griff an der Rampe entgegengekommen – dafür ist der obere plattige Teil wirklich superkompakt. Die Absicherung ist recht gut – außer dem Friend am Beginn der zweiten Länge braucht`s eigentlich nichts zusätzliches. Wer trotzdem was legen will findet reichhaltig Möglichkeiten dazu.
Topo: arrampicata-arco.com
Juni 2019
Wir fahren in ein (für uns) neues Klettergebiet um eine 3 – Seillängen – Tour zu machen.
Klingt komisch, hat aber Gründe.
Z.B., dass wir Heinz Grill – Routen mögen. Und dass wir fast alle seiner (für mich machbaren) Touren in Anglone, Paolo und Due Laghi schon gemacht haben.
Oder dass diese Wand vormittags im Schatten ist (durchaus ein Vorteil bei 30 Grad).
Es ist mal eine nette Abwechslung nicht bei Trient auszufahren und durchs Sarcatal zu gurken sondern erst bei Rovereto. In Nago bin ich dann das erste Mal froh über unseren KIA Piccanto, so enge Gassen sieht man nicht mal in Italien jeden Tag.
Wir fahren Richtung Klettergarten und parken dort am Parkplatz, folgen der Straße entlang nach oben, einige Kurven später sieht man die Markierung die in den Wald hineinführt. Bis an den Wandfuß leiten die Markierungen, dann ist man auf sich allein gestellt, die Touren sind nämlich nicht angeschrieben.
Da wir mit der leichtesten anfangen müssen wir nach unten. Die Touren haben alle ziemlich charakteristische Einstiege, diesmal eine brüchige 4er – Rampe, sodass man auch ohne Beschriftung sicher sein kann dass man richtig ist.
Obwohl die Touren allesamt kurz sind ist die Wand für mich beeindruckend. Von der Straße aus hat sie einen unkletterbaren Eindruck gemacht – sehr steil, sehr glatt. Jetzt, von der Nähe, schaut die Sache anders aus und ich bin einigermaßen beruhigt.
Die Rampe wirkt harmlos, ein paar Sicherungen sieht man auch, fast möchte ich Sprinter den Vorstieg abluchsen. Tue ich nicht und bin ein paar Minuten später froh darüber: die Rampe ist wirklich nicht schwer, aber genau beim Normalhaken, der schmalsten Stelle der Rampe, komme ich kurz ins Schwitzen. Was das ganze erschwert: ich traue mich nichts anzugreifen. „Brüchige Rampe“ - das kann man glauben und erklärt auch die verhältnismäßig zahlreichen Sanduhrschlingen. Über die kurze Querung zum Stand möchte ich am liebsten schweben, so wenig vertrauenswürdig wirkt der Fels.
Die zweite Länge, die schwerste, ist ein bisschen besser, aber nicht viel, erst die letzte Länge ist entspannter. Wir sind beide froh dass wir oben sind und beschließen, uns an eine schwerere Tour zu wagen (je schwerer desto besser der Fels besagt die Legende).
Abstieg: Aber erst müssen wir wieder nach unten und das geht so: da wir am rechten Rand der Wand sind müssen wir zuerst nach oben. Ca. 10 Minuten, mit ein paar Metern Abstand zum Abgrund, einem sichtbaren Steig entlang. Wir erreichen die Abseilstelle (für alle Touren) und Sprinter lässt sich ab. Erst 30 Meter, dann 50. Die 30 Meter sind noch mit Felskontakt, eine Verschneidung entlang bis zum Stand. Dann kommt der spannende Teil: 50 Meter, der Großteil davon überhängend – ein Feeling wie in Padaro!
Wir landen fast direkt vor unserer nächsten Tour, der „Via dei Popi“ die wir leider, so wie auch die „Via dell´ universo“, nicht beenden.
Warum nicht könnt ihr hier nachlesen.
Fazit: eine nettes Wäldchen mit einem verhältnismäßig imposanten Felsriegel, der leider nur für erfahrene Alpinkletterer interessant sein dürfte. Magere Absicherung gepaart mit dieser Felsqualität ist einfach zu viel Adrenalin für ein Kletterwochenende, dazu noch die Abseilpiste für die man auch ein bisschen Abseilerfahrung (und ein Doppelseil!) haben sollte. Sehr schade, weil die Touren ansonsten spannend zu klettern sind.
Die Wand ist jetzt, im Juni, ab ca 10 Uhr im Schatten
Fazit Sprinter:
Der Fels ist teils echt mager. Zusätzliche Sicherungen zu legen ist schwierig – weil alles recht hohl klingt. Erfahrung mit „Blätterteigfels“ ist von Vorteil. Die Wand wirkt trotz der geringen Höhe echt imposant.
Topo: arrampicata-arco.com
März 2019
Normalerweise würde eine solche Tour nicht von vornherein auf unserem Plan stehen. Zum einen ist sie extrem beliebt, es bilden sich oft Warteschlangen vor dem Einstieg. Außerdem sind wir generell schon auf der Suche nach etwas alpineren Routen mit ein paar klettertechnischen Herausforderungen für Sprinter. Weil wir den Tag bisher aber ziemlich vergeigt haben, siehe hier, und es mittlerweile schon nach 14 Uhr ist, und die Tour nur ein paar Meter neben der „Il sole del David e Michelangelo“ starte, und ich unbedingt was vorsteigen will und Sprinter heute keinen „Kletterkopf“ hat, und und und.... jedenfalls wir disponieren um auf die „Orizzonti“.
Wir haben kein Topo mit und ich weiß gar nicht was wir da jetzt eigentlich klettern, nur dass es leicht ist.
Vorweg: wir haben keine Kolonnen in der Tour. Genaugenommen ist die ganze Wand menschenleer, bis auf eine Seilschaft weit oben. Liegt es an der Jahreszeit, der Tageszeit oder dem Wochentag, ich weiß es nicht, jedenfalls sind wir quasi mutterseelenallein.
Die erste Länge haben wir ja ausgelassen, sie dürfte sich aber nicht gravierend von den restlichen 10 unterscheiden. Viel leichtes Gelände in Form von Bändern und Rampen, dazwischen nette Kletterstellen und immer wieder auch mal ein paar Meter die etwas kniffliger sind. Ich steige die gesamte Tour vor und habe kein einziges Mal ein wirkliches Problem, allerdings „verpasse“ ich den 5. Stand und produziere so eine 60m – Länge, was insofern unangenehm ist weil die Schlüsselstelle mit 60m Seil am Gurt nicht soo toll ist (außerdem gehen mir die Expressen aus).
Die Tour ist natürlich nicht mehr superrau, weil sie aber leicht ist verteilt sich der Glibsch meistens gleichmäßig, ganz arg polierte Stellen kann man fast immer irgendwie umgehen. Mich hat es jedenfalls nicht gestört. Die letzten zwei Seillängen könnte man zusammenhängen, was ich aufgrund meiner Schlüsselstellenerfahrung nicht getan habe. Der Einstieg in die letzte Länge klettert sich leichter wenn man rechts startet (und sich nicht vom ersten Bolt zum geradehinaufklettern verleiten lässt).
Abstieg: vom Ausstieg nach rechts (nicht zu verfehlen), immer dem Steig folgen (ca. 10 Minuten steil hinauf), dann rechts nach unten. Wenn man oberhalb der Graswälle ist sollte man wohl nach links, wir sind dem Steig nach unten gefolgt und mussten schließlich über einen Graswall abseilen. Ca. 30 Minuten insgesamt.
Fazit: eine weitere Alpinschneckenempfehlung! Die Tour ist plaisiermäßig eingebohrt und übersteigt nie den 5. Grad, schwerere Stellen kann man notfalls mit Hakenhilfe klettern. Eventuell muss man beim Seilverlauf etwas aufpassen weil einige Längen doch 30m sind und ein paar Kurven beinhalten. Wichtig ist auch dass man sich notfalls „wortlos“ mit seinem Seilpartner verständigen kann – zwar ist diese Tour nicht so nah an der Wasserscheide wie die „Il sole del David...“ wo man kaum sein eigenes Wort versteht, trotzdem kann es ganz schön laut werden (unten verläuft auch eine Straße die gern von Motorradfahrern frequentiert wird). Das Ambiente ist dementsprechend nicht so beschaulich.
Wann eine gute Zeit ist um Kletterkarawanen zu umgehen kann ich nur vermuten – wir hatten am Nachmittag großes Glück.
„Alpin“ geht anders, für nicht so versierte Alpinisten und Arco – Neulinge (Peter?) durchaus interessant.
Topo: bergsteigen.com
Juli 2018
Auf der Suche nach Schatten willigt Sprinter sogar in diese Plattentour ein obwohl es so überhaupt nicht seine Art von Kletterei ist. Im Nachhinein muss ich sagen: meine auch nicht. Bis auf die letzte Seillänge führt die Tour über geneigte Platten, durchsetzt mit seichten Wasserrillen und übersät mit Noppen und verschieden stark ausgeprägten Erhebungen aller Art. Kennt man die erste Länge kennt man alle.
Die Schwierigkeiten halten sich mit dem 4. Grad in Grenzen, was diese Tour jedoch erstaunlicherweise voraussetzt ist angstfreies Vorsteigen. Sehr lange Längen (bis 60 m!) und sehr große Abstände zwischen den Haken, wenig bis keine Möglichkeiten zusätzlich zu sichern (außer vielleicht mal an einem fragwürdigen Busch) - oft steht man 10 m über der letzten Sicherung. Muss man dann eine etwas glattere Stelle queren ist das Gefühl gar nicht soo toll. Die Hände braucht man hier nur zum Ausbalancieren und Abstützen, Griffe im herkömmlichen Sinn gibt es nicht. Mehr als einmal habe ich das Gefühl gleich einen Wadenkrampf zu bekommen. Erst ganz oben gibt es etwas Abwechslung.
Abstieg: ungelogen: der Abstieg ist wahrscheinlich steiler als die Tour selbst und führ am rechten Rand davon hinunter. Natürlich hatten wir in der Tour keinen Schatten und auf dem Rückweg durch die Weinfelder sterben wir fast den Hitzetod.
Fazit: wer "richtig" klettern will ist in dieser Tour falsch, wer gerne noppelige Platten hinaufschleicht könnte damit aber seine Freude haben. Für den Nachsteiger im wahrsten Sinne des Wortes ein Spaziergang, für den Vorsteiger gar nicht immer so ohne.
Topo: arrampicata-arco.com