Juli 2021
Wohl eine der beliebtesten Touren im Nahbereich des Campingplatzes: die Kante! Abgesehen von der 5c+ Länge liegt die Hauptschwierigkeit dieser Tour bei der Wahl des richtigen Zeitpunktes um nicht Teil des täglichen Kletterwurmes zu werden.
Beim ersten Mal, wir waren um 8:30 Uhr beim Einstieg, sind wir wieder umgedreht. Sinnlos da einzusteigen wenn in beiden Varianten schon jeweils zwei Seilschaften sind. (Die erste Länge ist eigentlich 5c, es gibt aber auch eine 5b Variante [oder umgekehrt?], und wenn in beiden Varianten schon Kletterer unterwegs sind, bedeutet das: Stau ab dem ersten Stand).
Beim zweiten Mal habe ich verweigert. Die Idee war: am Vormittag eine Tour woanders, am Nachmittag, quasi antizyklisch: die Kante. Meine Wenigkeit hatte aber mit der „Tour woanders“ bereits ihren Energievorrat aufgebraucht, also nix Kante.
Dritter Versuch, unser Abfahrtstag. Nach dem Auschecken eilen wir Richtung Einstieg und siehe da: Sonntag, 8 Uhr früh scheint ein guter Kantenzeitpunkt zu sein. Niemand zu sehen, welch Glück. Logisch dass Sprinter die 5c – Einstiegsvariante bevorzugt, von mir aus. Gefällt mir aber nicht wirklich, und Sprinter irgendwie auch nicht, habe ich so den Eindruck. Die folgende 5b Länge ist wohl auch schwieriger (weil plattiger) als erwartet, jedenfalls braucht Sprinter erstaunlich lang und ich schiele immer mal wieder nach unten, schauen, ob uns schon wer auf den Fersen ist (nö).
Aber dann. Dann wird’s richtig gut, und ich komme auch endlich zum Zug. Erst die leichte 3er Querung Richtung Kante, ein gut versicherter Steig, dann schön der Kante entlang nach oben. Wie Gratklettern, nur steiler und schöner. Dergestalt geht es weiter bis zur Schlüssellänge, eine lange 5c+. Die Schlüsselstelle ist in der Wand, wo man sich auf Minitreppchen nach oben schiebt. Fast einen Tick anspruchsvoller ist die folgende 5b Länge, die ist nämlich so richtig lang. Danach kommt dann nochmal ein Gupf, den kann man machen oder auch nicht, aber der Vollständigkeit halber und weil´s so nett ist machen wir ihn natürlich.
Abstieg: easy. Vom Gupf zum letzten Stand abseilen oder absteigen. Absteigen geht gut, dürfte aber nicht viel zeitsparender sein als abseilen. Dann der erste lange Abseiler, der Stand ist in der Wand mit der Schlüsselstelle, leider sehr unbequem weil im steilsten Teil. Dann wieder ein langer Abseiler, diesmal zu einem bequemen Stand, gefolgt vom letzten Abseiler zum Wandfuß. 5 Minuten den Steig hinunter und man ist wieder beim Einstieg.
Zum Abseilen braucht man ein 50m Doppelseil.
Beim Einstieg angekommen sehen wir ihn übrigens wieder, den heute elegant umschifften Kletterwurm.
Fazit: Zu Recht wird die Kante viel begangen. Nicht zu schwer, wieder mal sehr gut abgesichert und mit drei mal Abseilen ist auch der Abstieg schnell erledigt. Die ersten zwei Längen sind gefühlt die schwersten, halt Ailefroide – Style, danach wird´s immer besser. Für den optimalen Klettergenuss sollte man aber auf alle Fälle erster am Fels sein (oder letzter mit Riesenabstand).