Schuhe

 

Hallo, ich bin die Alpinschnecke und ich liebe Schuhe!“

 

Wenn es nach Sprinter ginge wäre ich ein Fall für die Schuhsucht – Selbsthilfegruppe, was natürlich heillos übertrieben ist. Gut, ich habe mehr als ein Paar Winter- und Sommerschuhe, und ja, ein großer Teil unseres Schuhschrankes wird von mir okkupiert, aber letzten Endes besitze ich sicher nicht mehr Schuhe als die Durchschnittsfrau und keinesfalls mehr als absolut notwendig.

Ich habe mal gelesen dass Frauen unter anderem deswegen so gerne Schuhe kaufen weil Füße, im Gegensatz zu anderen Körperteilen, eine relativ konstante Größe haben. Mit anderen Worten, 5 Kilo mehr verändert null an der Schuhgröße, wohingegen ein Hosenkauf da schon ganz schön deprimierend sein kann. (Diese Theorie würde übrigens auch unsere Vorliebe für Handtaschen erklären.)

Schuhe also. Ich gehe gern Schuhe kaufen und bei Schuhen bin ich auch geneigt mal ein paar Euro mehr auszugeben. Wenn mir allerdings jemand vor ein paar Jahren prophezeit hätte dass ich hundert Euro für Schuhe ausgeben würde die weder bequem sind noch gut aussehen hätte ich ihn nur milde belächelt. Kletterschuhe sind aber genau das: hässlich und schmerzhaft.

Meine ersten Touren kletterte ich in geliehenen Kletterpatschen. Es war jedes Mal eine Tortur und nur mit reichlich Pflastern zu überstehen. Die letzten Meter zum Stand wurde ich regelmäßig immer schneller und noch bevor ich mich selbst sicherte wurden die Schuhe ausgezogen. Ein unhaltbarer Zustand, und nachdem klar war dass Klettern möglicherweise ein längerfristiges Hobby werden könnte investierte ich in eigene Kletterpatschen. Das freudige Gefühl das ich normalerweise nach einem Schuhkauf verspüre blieb zwar ein bisschen aus, aber insgesamt war es eine gute Entscheidung.

Größe 38 (statt zuvor 37) und Klettverschluss (statt Schlüpfer). Sportkletterer werden über die Größe lachen (im normalen Leben trage ich 39), aber meine Schmerzbereitschaft ist mit dieser Größe absolut ausgeschöpft. Ich will ja schließlich klettern - und keine Selbstgeißelung betreiben!

Jetzt war es besser, aber noch nicht gut. Unsere Touren wurden mit der Zeit immer länger und außerdem schwerer, was auch bedeutete dass nicht jeder Stand ein bequemer Schuhausziehstand war. Während Sprinter seine Kindergrößenschuhe auch in einem überhängendem Hängestand ohne Bedenken auszieht, bleiben meine Schuhe dran. Zu groß ist die Angst dass sie von den Füßen rutschen und auf Nimmerwiedersehen in der Tiefe verschwinden.

Weil ein zweites Paar Kletterschuhe ja prinzipiell ganz praktisch ist ging es also nochmal auf Shoppingtour. Ich tendierte natürlich wieder zu Klettverschluss (schnell aus- und anzuziehen), aber wie ein Schuh aussehen sollte den man auch mal zwei Längen hintereinander anbehalten konnte war mir schleierhaft.

Mehr aus Ratlosigkeit probierte ich schließlich doch Schnürschuhe, und was soll ich sagen: Liebe auf den ersten Tritt! Es wurden die „Mythos“ von La Sportiva, ein Schuh, den es schon ewig gibt und der bekannt ist für seine Bequemlichkeit (sofern es sowas bei Kletterschuhen gibt).

Ich habe sie in Größe 38 (wieder: Sportkletterer mögen lächeln), aber ich trage ja auch Socken beim Klettern (Sportkletterer werden jetzt lachen) und - sie sind einfach perfekt! So perfekt, dass ich sie immer erst nach der Tour ausziehe, also teilweise wirklich über viele Stunden anhabe. Dass sie sich für wirklich schweres Klettern so nicht eignen ist mir klar, aber wirklich schweres Klettern ist sowieso nicht mein Begehr, also was soll´s.

 

Ich bin die Alpinschnecke und ich liebe Schuhe. Mittlerweile sogar meine Kletterschuhe:).